Rezension über:

Doris Gerstl: Cosmas Damian Asam im Saletl von Schloss Alteglofsheim. Zur Ikonologie des Deckenbildes (= Schriften zur Kunstgeschichte; Bd. 1), Taimering: VWT-Verlag 2008, 70 S., ISBN 978-3-934548-02-2, EUR 25,85
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Rezension von:
Edith Schmidmaier-Kathke
München
Redaktionelle Betreuung:
Hubertus Kohle
Empfohlene Zitierweise:
Edith Schmidmaier-Kathke: Rezension von: Doris Gerstl: Cosmas Damian Asam im Saletl von Schloss Alteglofsheim. Zur Ikonologie des Deckenbildes, Taimering: VWT-Verlag 2008, in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 5 [15.05.2009], URL: https://www.sehepunkte.de
/2009/05/16087.html


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Doris Gerstl: Cosmas Damian Asam im Saletl von Schloss Alteglofsheim

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Schloss Alteglofsheim südlich von Regensburg geht in seinen ältesten Bauteilen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte es 1658 in den Besitz der Freiherrn von Königsfeld, die es - nach ihrer Erhebung in den Reichsgrafenstand - bedeutend erweitern und prächtig ausstatten ließen.

Im so genannten "Saletl" besitzt das Schloss eines der wenigen profanen Deckengemälde von Cosmas Damian Asam. Rechnungsbücher und Briefe belegen seine Entstehung für Juni 1730; eine Signatur ist nicht vorhanden. Auftraggeber war Johann Georg Joseph Graf von Königsfeld, der als langjähriger bayerischer Gesandter am Reichstag in Regensburg im Jahr1728 von Kurfürst Karl Albrecht als Vertreter der Interessen Bayerns zum Kongress von Soissons entsandt worden war. Dieser politische Aufstieg mag schließlich dazu geführt haben, dass die viel beschäftigten Brüder Asam für Ausmalung und Stuckierung des Ovalsaals im neu errichteten Westflügel verpflichtet wurden.

Doris Gerstl beschäftigt sich mit der Ikonologie des Deckenbildes. Sie setzt sich kritisch mit den bisherigen Deutungsversuchen auseinander, betrachtet die einzelnen Figuren jede für sich und dann im ganzen Zusammenhang. Dabei folgt sie Bernhard Rupprecht, der bereits 1980 in seinem Werk über die Brüder Asam forderte, das Deckenbild von seinem Zentrum ausgehend zu lesen. Also beginnt die Verfasserin - wie der Maler - mit der Figur der Venus. Diese verweist den schwertzückenden Mars beschwichtigend auf Apoll als Überwinder der nächtlichen Finsternis. Damit bewegt die Göttin der Liebe den Kriegsgott zum Verzicht auf die Waffe gegenüber der von Gerstl mit Hilfe von Cesare Ripa (1618) identifizierten "Detrattione", der üblen Nachrede. Der jugendliche Sonnengott bringt in seiner ganzen Dynamik Verità, die Wahrheit, ans Tageslicht. Sie ist der Verfasserin zufolge der Schlüssel zur Ikonologie des Deckenbildes in Alteglofsheim. In unmittelbarer Nähe zur Wahrheit sieht die Autorin nun Aurora und die Vierergruppe der Horen - bisher galten die sechs Frauengestalten an der Seite des Sonnenwagens als Gruppe der drei Grazien und der Horen. Auch die zahlreichen weiteren Allegorien, die die Decke bevölkern - Künste, Jahreszeiten usw. werden von Gerstl sorgfältig untersucht und erklärt.

Das führt u.a. dazu, dass sie die seit Adolf Feulner (1923) geläufige Identifikation des munteren Jägers, der sein gut gefülltes Bierglas hebt, mit Cosmas Damian Asam ablehnt. Stattdessen schlägt sie vor, in ihm einen der Jäger zu sehen, die der Hausherr in seinem weitläufigen Jagdgebiet beschäftigte. Als Vertreter des häufig abwesenden Auftraggebers, der auch noch gut an seinem Bierbraurecht verdiente, prostet der Waidmann dem Betrachter zu.

Schade nur, dass das Äußere der reich und zumeist großformatig und farbig bebilderten Publikation ein wenig an eine Broschüre erinnert. Der etwas sperrige Titel wird dem hervorragenden Inhalt nicht ganz gerecht. Aber dankenswerterweise hat Doris Gerstl diese Arbeit, die nur in sehr verkürzter Form und mit einer einzigen briefmarkengroßen Schwarz-Weiß-Abbildung in der Festschrift für ihren akademischen Lehrer Möseneder erscheinen konnte, eigenständig in voller Länge publiziert. Indem sie darin mit großer Kenntnis sowohl der schriftlichen als auch der bildlichen Quellen ein schlüssiges Programm entwickelt, leistet sie einen bedeutenden Beitrag zur Interpretation des Deckengemäldes im Saletl von Schloss Alteglofsheim. Karl Möseneder wird ihr dies ebenso danken wie die bayerische Musikakademie, die sich heute dort befindet.

Edith Schmidmaier-Kathke