Bereits vor mehren Jahren appellierte Sanjay Subrahmanyam an die Forschung, den Fokus der euro-asiatischen geschichtlichen Vernetzung (entanglement) nicht alleine auf die Neuere Geschichte zu begrenzen. Vielmehr müsse in gleichem Maße die Epoche der Frühen Neuzeit berücksichtigt werden, in der es zwischen den expandierenden europäischen Mächten und dem Indischen Subkontinent zu einer Vielzahl von kulturgeschichtlichen Vernetzungen kam; hierfür führte Subrahmanyam den Begriff der 'connected History' ein. [1] Mittlerweile an der UCLA tätig, legte er eine Studie vor, die einen entscheidenden Beitrag zur euro-asiatischen Vernetzungsgeschichte der Frühen Neuzeit liefert.
Im Zentrum dieser euro-asiatischen Vernetzungsgeschichte stehen der Indische Ozean und die Méditerranée. Subrahmanyams Kritik ist es, dass die Geschichte dieser beider Wirtschafts-und Kulturräume auf einer eindimensionalen Quellenanalyse basiere. So wurde die Geschichte des Mittelmeerraums im Wesentlichen mit Hilfe von europäisch-christlichen Quellen geschrieben (wobei hier hinzukommt, dass die islamischen Quellen nach 1500 fast ganz außer acht gelassen wurden und werden). Gleiches sieht der Autor bei der Geschichte des Indischen Ozeans. Hier konzentrierte man sich, ausgerüstet mit einem "accumulated prejustice of several generations" (9) in den sechziger und siebziger Jahren ebenfalls auf rein europäische Quellen, da man ihnen einfach eine größere Transparenz zuschrieb; in den achtziger Jahren wurde darauf aufbauend versucht, die Ansätze Braudels auf den indischen Ozean anzuwenden. [2] Diese Ansätze wurden erst mit der Dekonstruktion der europäischen Quellen im Kontext postmoderner Theorien revidiert. Subrahmanyams Aussage ist deutlich: man könne eine Geschichte der europäischen Méditerranée der Frühen Neuzeit nicht ohne die des Indischen Ozean und umgekehrt schreiben, da beide Räume schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr losgelöst voneinander 'arbeiteten'. Und so fordert er "to reintegrate the Indian Ocean Materials [...] with those of the Mediterranean, (so) we might be presented not with 'Mediterranean Society', but one that ran from Spain and Sicily to Western India, and even perhaps south-east Asia. A new form of connected History might then become feasible." (217) Es sollte noch erwähnt werden, dass es sich bei der vorliegenden Studie nicht um eine Ereignis- oder Sozialstudie der europäisch-indischen Geschichte handelt, als vielmehr ein Beitrag zu ihrer Diskursanalyse; Der Autor selbst sieht seine Studie als "one that is better suited to the skills and predilections of the archivally-orientated historian."(20) Dem Leser liegen acht Kapitel vor, von denen sechs bereits (in leicht veränderter Form) im Vorfeld als Aufsätze publiziert wurden.
Was ist nun die Basis einer connected History der Frühen Neuzeit? Um es einfach zu erklären, genügend Quellenmaterial auf beiden Seiten, der europäischen, wie der asiatischen. Oberflächlich betrachtet liegt aber genau hier das Problem. Haben wir auf der einen Seite zahlreiche europäische Zeugnisse über die Moghuln, so hat es den Anschein, dass sich diese für außerindische Ereignisse, speziell europäische Ereignisse, kaum bzw. gar nicht interessierten. Gestützt auf den Forschungen M.N. Pearsons, etablierte sich diese Annahme, eben dass man bis in das ausgehende 18. Jahrhundert hinein in den Quellen der Moghul-Herrscher keinerlei Interesse an der Außenwelt erkennen könne. In den ausgehenden achtziger Jahren wurden dessen These fast schon wie ein Wissenschaftskanon behandelt: "the contact between the two sides (der europäisch und der asiatischen Seite) was minimal, the Mughal attitude especially beeing one of neglect and indifference." [3]
Subrahmanyam widerspricht dieser Deutung. Zwar sieht auch er den deutlichen Unterschied in der bloßen Anzahl der Berichterstattungen gegenüber der europäischen Seite und auf Seiten der Moghulherrscher, daraus aber zu schließen, Letztere seien an den Ereignissen der Außenwelt nicht interessiert, so wie es z.B. noch vor zehn Jahren Simon Digby in seinem vielbeachteten Aufsatz unternommen hat, sei, so Subrahmanyam, schlichtweg falsch. Genannt seien hier etwa Sadīq Isfahānis Weltatlas aus dem Jahr 1640, oder das Werk Ṭāhir Muḥammad Sabzwāri, der ausführlich über das desaströse Unternehmen des portugiesischen Königs San Sebastiao in Nordafrika informiert war (worauf weiter unten ausführlicher eingegangen werden soll), sowie über die daraus resultierenden internen Krisen am portugiesischem Hof zu berichten weiß. Diese Berichte werden bei den Thesen Pearsons und Digbys einfach übersehen.
Was war also der Grund, wenn nicht fehlendes Interesse, bzw. imperiale Arroganz auf Seiten der Moghuln? Subrahmanyam deutet diesen Unterschied weniger in einem mangelndem Interesse, als vielmehr darin, dass die frühen europäischen Quellen, (Subrahmanyam bezieht sich hier vor allem auf die portugiesischen) von einer dauernden Paranoia vor der Expansion der Moghulherrscher gekennzeichnet ist. Diese Expansion nahm vor allem zum ausgehenden 16. Jahrhundert zu, nachdem Gujarat und Bengalen in den 1570er Jahren, sowie 1592 die nordwestliche Provinz Sind durch Akbar erobert werden konnte.
Doch nicht nur die Moghul-Quellen wurden durch die (europäische) Forschung einer zu einfachen Interpretation unterzogen; auch die europäischen Quellen erfuhren durch den Ansatz Edward Saids Orientalism-These, nach der sich Europa ein einseitiges Bild von außer-europäischer Völker aneignete und dieses Wissen vom politisch-militärischen Kontext nicht zu lösen sei, eine eindimensionale Deutung. Hier greift er die in der Forschung bisher wenig beachtete Studie Lisa Lowes auf, die bereits Anfang der neunziger Jahre forderte: "to challenge and resist the binary logic of otherness by historicizing the critical strategy of identifying otherness as a discoursive mode of production itself." [4] Wie sollte es Europäern also möglich sein, über 'Indien' zu sprechen, wenn sich in der gleichen Zeit Lutheraner und Katholiken nicht über den Status von 'Heiligen' (Idols?) einig sein konnten. Vielmehr sind auch die europäischen, frühneuzeitlichen Schriften von einer Vielzahl unterschiedlicher Betrachtungsebenen bezüglich der indischen Machthaber geprägt, und keinesfalls einheitlich und konsequent. Diese facettenreiche Sicht auf den indischen Subkontinent ist also charakteristisch für die Frühe Neuzeit, denn erst mit der Machtübernahme der Engländer in Indien setzte eine einheitlichere Beschreibung Indiens ein; "the imperial pen re-inscribes India with greater assurance, and a firmer hand." (10)
Nach dieser ausführlichen Einleitung baut Subrahmanyam im zweiten Kapitel (The Trading World of the Western Indian Ocean, 1546 - 65: A Political Interpretation) seine Thesen verständlich aus. Die Entwicklungen in Europa in der Mitte des 16. Jahrhunderts (z.B. Gründung und Erstarken der Jesuiten, neue Forderungen der Inquisition an den portugiesischen Estato da Índia, die einsetzenden Gegenreformation, welche die Kommunikation vor allem zu den Hindus erschwerte, da diese die Zusammenarbeit mit den - orthodoxen - Sunniten bevorzugten (vgl. hierzu 86 f.), etc.) übten erheblichen Druck auf die portugiesische Indienpolitik und den Estato da Índia aus. (22 f.)
Dieser wurde zudem mit der Westexpansion der Moguln konfrontiert, die Mitte der 1520 Jahre in Nordindien ihre Macht festigen konnten [5]; hinzu kamen die Ziele des Osmanischen Reiches im Indischen Ozean (mit der Eroberung Baṣras durch die Osmanen 1546 unter Süleymān dem Prächtigen (1520-1566) verminderte sich zwar die osmanische Präsenz im Indischen Ozean - die portugiesische 'Türkenfurcht' jedoch blieb). [6]
Es folgen die beiden entscheidenden Abschnitte der Studie ('Mughal Gujarat and the Iberian World in the Transition of 1580-1581', 42-70, sowie 'The Portuguese, The Mughals, and Deccan Politics', c. 1600, 71 -103).
"After a long flirtation with a form of structuralist-inspired disdain for l'histoire événementielle" sind es nun die sog. 'turning points' bzw. 'crisis', die im Blickpunkt (euro-asiatischer) Frühneuzeithistoriker stehen, um den 'structural complex' besser erklären zu können. [7] Subrahmanyam sieht für das ausgehende 16. Jahrhundert die sog. 'spanisch-portugiesische Hochzeit' von 1580-81 als einen solchen 'turning point', der auf den Estato da Índia einwirkte. (42-52). [8]
Äußerst ergiebig ist der Abschnitt 'The Mughal Perspective', also wie die Regierung in Delhi diese Veränderungen der Politik des Estato da Índia betrachtete. Ab 1579 begann Akbar mit der Propagierung des Dīn i-llāhi, einer auf seine Person konzentrierten, islamische und hinduistische Vorstellungen verschmelzenden Einheitsreligion, die auch starke christliche Attribute vorwies. Die Dīn i-llāhi zielte jedoch nicht nur auf die Errichtung eines neuen Herrscherkultes und der Festigung des gesellschaftlichen Friedens ab, sondern war eben auch - so Subrahmanyam - ein 'indischer turning point' für das Internationale System der Frühen Neuzeit. In der neuen Religionspolitik Akbars sieht er ein Ereignis von allerhöchster Wichtigkeit, da diese zu einem drastischen Wechsel der Allianzen führte. Akbar konnte sich auf diese Weise von den Allmachtansprüchen des (sunnitischen) Kalifats in Istanbul abgrenzen, sowie von seinen (ebenfalls sunnitischen) Gegnern Mirza Ḥakīm in Kabul und 'Abdullāh Ḫān Uzbek (Hier wäre ein kurzer Exkurs über die Gewichtigkeit von Religion bei der Koalition vormoderner, asiatischer Staaten wünschenswert gewesen).
Dieser 'indische turning point' war aber auch für den Estato von zentraler Wichtigkeit, da Akbar mit diesem Schritt auch auf eine konkrete Annäherung an die portugiesischen Christen abzielte; nicht nur um sie von seinem großen iranisch-schiitischen Rivalen, Šāh 'Abbās (1587-1629) abzulenken (der gerade zu Beginn des 16. Jahrhunderts verstärktes Interesse an europäischen Allianzen zeigte).(54) Akbar musste auch an sein 'Image' in der islamischen Welt denken, und seinen muslimischen Untertanen eine friedliche Pilgerfahrt (Ḥaǧǧ) nach Mekka und Medina garantieren - dies ging aber ab einem gewissen Zeitraum nur noch in Zusammenarbeit mit den Portugiesen (den Franken = Firanǧīs); Akbar erkannte diese Notwendigkeit während der Pilgerreise seiner Tante Gulbadan Begam 1576, deren Strapazen uns in Bayats Tazkira-i Humāyūn ve Akbar vorliegen. [9] Orthodoxe, hier vor allem Abullāh Sulṭanpūri, genannt Maḫdum ul-Mulk, kritisierten diese Politik Akbars jedoch massiv (dieser Konflikt wird ausführlich in Badayūnis Muntaḫab ut-Tawārīḫ beschrieben). [10]
Beispielhaft für Subrahmanyams Ansatz (also zu einem Ereignis / 'turning point' möglichst verschiedene Quellen heranzuziehen, um aus deren Aussagegeflechten Parallelen und Widersprüche aufzudecken, und so einer eindimensionalen Deutung eines urgence des Zeitgenössischen entgehen zu können) sei an dieser Stelle der Abschnitt 'The Gujarat Trade Tussle 1581-1583' (62-70) hervorgehoben.
Im Zentrum steht hier Qiliǧ Ḫān Andiǧān, Befehlshaber über die Festung von Surat, der in diesem Zeitraum in zahlreiche erfolgreiche Kämpfe gegen die Portugiesen verwickelt war. Würde man etwa die wesentliche portugiesische Quelle zu diesem Konflikt heranziehen, so wäre der Grund für diesen Konflikt alleine bei Qiliǧ Ḫān zu sehen. Auf der anderen Seite berichten die offiziellen Schriften Akbars (hier vor Allem Abū l-Faẓls Akbar Nāma), davon, dass Akbar das Vorgehen gegen die 'Ungläubigen' begrüßt und sogar unterstützt habe. Ganz anders erscheint dieser Konflikt jedoch, zieht man andere Zeugnisse heran. So berichtet etwa Diego Corvo von einem aggressiven Vorgehen der Portugiesen, seiner Landsleute, gegen Qiliǧ Ḫān, und in einem Schreiben Abu Faẓl's, dem Hofchronisten Akbars, an Mirza 'Azīz Koka aus dem Jahr 1590 (oder 1593) lesen wir, dass Akbar Qiliǧ Ḫāns Vorgehen gegen die Portugiesen auf schärfste verurteilte, da er einen Machtzuwachs Qiliǧ Ḫāns befürchtete. In diesem Schreiben drohte Akbar Qiliǧ Ḫān sogar, gemeinsam mit den Osmanen und Portugiesen gegen ihn vorzugehen. [11]
Auf das vierte, sehr ertragreich Kapitel kann hier nur in aller Kürze eingegangen werden. In der verheerenden Nordafrikaexpedition des Portugiesen Don Sebastiaão 1578 sieht er einen weiteren 'turning point' euro-asiatischer Geschichte, der sich also im Mittelmeerraum ereignete, das politische Geschehen Indiens jedoch beeinflusste. Die Eliten Portugals, die an diesem Feldzug teilnahmen und später in die Politik des Estatos verwickelt waren, wurden durch diese Niederlage stark geprägt, was sich auf ihr Handeln gegenüber den indischen Fürstentümern (vor allem Bijapur und Aḥmadnagar) und den Moguln widerspiegelte. Im Zentrum dieses Kapitels steht Vidigueria, der 1595 die Führung des Estato übernahm, und dessen Brief an Phillip III., zum Ende des Jahres 1599. [12] Vidigueria sieht sich bei seiner Amtsübernahme bereits massiven Moguloffensiven konfrontiert, die ab den 1590er Jahren immer bedrohlicher für den Estato wurden und zudem ab 1594 durch den ehrgeizigen Sohn Akbars, Šāh Mūrad (geboren 1570) vorangetrieben wurden. Dieser handelte immer eigenmächtiger, starb jedoch bereits Ende 1599; ein Ereignis von großer Wichtigkeit, da nun seinem Bruder Ǧihānǧīr (1605-1627), der sich von der Religionspolitik seines Vaters deutlich distanzierte (was wiederum eine Änderung zum Verhältnis zum Estato bedeuten sollte), die Machtübernahme erheblich erleichtert wurde. Und so wird die Quellendiskussion zum Ende des Kapitels spannend (101 f.): Hier werden alle Parteien und ihre jeweiligen Vorteile, die sich für sie durch den Tod Mūrads ergaben, dargestellt - auch die Vidiguerias. Es stellt sich hier also die Frage, inwieweit Portugal als europäische Expansionsmacht bereits im ausgehenden 16. Jahrhundert in die innersten Angelegenheiten des Mogulreiches verwickelt war.
In 'The Legend of Sultan Bulaqi and the Estato das India 1628-40' (104-42) geht Subrahmanyam der Frage nach, inwieweit man von einer frühneuzeitlichen, globalen Individualitätskonstruktion sprechen kann. Ein berechtigter Ansatz, dominiert doch in der europäischen Individualismusforschung nach wie vor der Ansatz, die 'Erfindung' des modernen Individuums sei eine spezifisch europäische Kulturleistung. [13] In der Legende Bulaqis sieht Subrahmanyam die Möglichkeit, dass sie "potentially possesses the capacity to transcend cultural divisions." (106) Sultan Bulaqi war eine tragische Figur, die nach dem Tod Ǧihānǧīrs (1605-1627) in der Zeit der Nachfolgeregelung auf Anordnung Šāh Ǧihāns (1628-1657) ermordet wurde, der in ihm einen potentiellen Konkurrenten sah. Aber schon kurz nach Bulaqis Ermordung traten an zahlreichen Orten Personen auf, die sich als Bulaqi ausgaben. Am safawidischen Hof erfreute man sich daran, einen potentiellen Mogulherrscher in seiner Nähe zu haben. Šāh 'Abbās, so berichtet sein Hofchronist Iskander Beg Monši in seiner Tārīḫ-i ' Ālmārā-yi 'Abbāsī, sei sofort bereit gewesen, diesen angeblichen Bulaqi aufzunehmen. Und auch Portugiesen und Engländer sahen in 'ihrem' jeweiligen Bulaqi eine neue Möglichkeit, gegen die Moguln in neuen Allianzen vorgehen zu können - und erkannten nicht, dass sie sehr wahrscheinlich einem Betrüger ('imposter') zum Opfer fielen. Da nun alle Parteien diesem einem (oder eher mehreren) 'imposter' Glauben schenkten, müsse man auch, wenigstens auf elitärer Ebene der Adligen und Könige, von einer globalen, frühneuzeitlichen Individualitätskonstruktion sprechen. Es war also nicht nur ein "golden age für imposters and pretenders," wie Eliav Feldon es auf Europa begrenzt beschreibt (142), sondern, folgt man Subrahmanyam, vielmehr ein 'golden-global age' für Betrüger und Doppelgänger.
Im 6. Kapitel befasst sich Subrahmanyam mit den ersten offiziellen Kontakten der British East India Company mit der Regierung in Delhi. Am 10. Januar brachen Sir Thomas Roe, am 21. Januar 1699 - kurz vor dem Ende des hundert Jahre laufenden Vertrages der EIC mit der Krone - Sir William Norris auf, um diplomatische Verhandlungen mit den Moguln zu beginnen. Dem Leser werden hier also die Berichte zweier Repräsentanten Englands vorgestellt, das Subrahmanyam zum damaligen Zeitpunkt als eine "medium seized power from the western End of Eurasia" beschreibt, das den Kontakt mit den Moguln "a larger power" suchte. (172) Wodurch charakterisierten sich diese beiden Gesandtschaften, bzw. warum ist es notwendig, sich heute mit ihnen zu beschäftigen? Befasse man sich mit der europäischen Ideengeschichte der Frühen Neuzeit, wäre es fatal, so Subrahmanyam, die europäische Expansion außer acht lassen und so eine isolierte, euro-zentrierte Ideengeschichte zu untersuchen . "In the first place, the danger of a return to a form of perverse Euro-centrism is very real, since the greater part of the analyses in question are attempts at explicating what is a history of European ideas." (143) Erst unter dieser Voraussetzung, so Subrahmanyam, könne man verstehen, dass aus den Quellen nicht nur eine spezifisch europäische Arroganz spricht, sondern dass es sich hierbei eher um eine Übertragung europäischer Ängste auf andere Kulturen handele. Roe und Norris Berichte über die indische Gesellschaft waren also sowohl stark durch früh-aufklärerisches Gedankengut geprägt, aber eben auch durch katastrophale Ereignisse wie den 30-jährigen Krieg, den englischen Revolutionen und Bürgerkriegen, etc. Und so erscheint in ihren Berichten Indien als eine anti-Gesellschaft, in der Despotismus, Aberglaube, Korruption und Unterdrückung herrschten; alles, was den aufklärerischen Kategorien nicht entsprach, und alles, was man im puritanischen England glaubte, bereits überwunden zu haben, erkannte man nun im 'weibischen' und 'sexuell a-moralisierten' Mogulreich wieder. [14] Gerade bei Norris wird das Problem der Repräsentation deutlich. Wirft er auf der einen Seite Aurangzeb Verschwendungssucht und unökonomisches Verhalten vor, so gibt er selbst Unsummen für sein eigenes Auftreten aus. [15] Beschwert sich Norris, dass am Hof der Moguln kein Englisch gesprochen werde, so ist Aurangzeb in der Lage Arabisch, Persisch, Türkisch und sogar ein wenig Portugiesisch zu sprechen.
Charakteristisch für die Berichte Norris ist zudem die dauernde Schilderung der religiösen Diskrepanz zwischen Muslimen als herrschende Minderheit über die hinduistische Mehrheit. Subrahmanyam sieht hier die Angst eines protestantischen Engländers, von einer katholischen Minderheit regiert zu werden, wie es 1685-1688 unter Jakob II geschah und was zur Glorious Revolution 1688 führte.
Gemeinsam ist beiden Berichten auch, dass sie in einem Zeitraum verfasst wurden, als an eine Beherrschung Indiens durch die Engländers noch überhaupt nicht gedacht werden konnte. Nach Subrahmanyam befanden sich Roe und Norris vielmehr in einem dauernden 'gueree des images', der dem bewaffneten Konflikten vorrausging. (172)
In 'Dreaming of an Indo-Persian Empire in South-Asia, 1740-1800' (173-209) verfolgt Subrahmanyam eine kontrafaktische Herangehensweise, obgleich er sich den Gefahren dieser Art von Geschichtsschreibung durchaus bewusst ist. [16] Was wäre geschehen, wenn Nādir Šāh, [17] der ab 1736 die letzten Spuren safawidischer Macht im Iran beseitigen konnte, sich nach seiner Eroberung Nordindiens 1739 nicht zu einem erneuten Eroberungszug nach Zentralasien aufgebrochen wäre, sondern Nordindien ins iranische Reich eingegliedert hätte? In Verbindung mit der Niederlage des Mogulherrschers Muḥammad Šāhs (1719-1748) bei Karnal gegen Nādir Šāh 1739, also 18 Jahre bevor sich England nach dem Sieg bei Plassey (1757) in Nordindien als neue Regionalmacht etablieren konnte, untersucht Subrahmanyam die Gründe für die Krise des Mogulreichs in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zwei wesentliche Ansätze sind in der Forschung zu erkennen: Einmal sei das ausgehende 17., vor allem aber das 18. Jahrhundert durch ein Fehlen des 'right stuff' (185) in der Führungsebene der Moguln gekennzeichnet gewesen - dies entspräche einer sog. 'whiggish historical preference'. Die marxistisch orientierte Deutung sieht hingegen primär rein polit-ökonomische Gründe, wie zum Beispiel die große Agrarkrise im ausgehenden 17. Jahrhundert und eine desaströse Finanz- und Steuerpolitik, die den aufkeimenden industriellen Sektor "into the dust" geführt habe. (185) [18] Beide Ansätze sieht Subrahmanyam als überholt an: "It is less and less clear that the agrarian economy of northern India had entered a crisis of productivity in the early eighteenth century." (184) Und gerade im Rekrutierungssystem der Moguln, das, nach anfänglichem Zögern der Führung in Delhi, die die Gefahr Nādir Šāhs nicht gleich erkannt hatte, sieht Subrahmanyam das Funktionieren der Institutionen. Es interessant, dass er für diesen Beleg zwei französische Zeitzeugen zu Wort kommen lässt, die die Eroberungszüge Nādir Šāhs im Vorfeld beobachte: Joseph-François Dupleix und Joseph Devolton. Letzterer behauptete, während der Schlacht und den anschließenden Verhandlungen als Doktor in den Diensten der Moguln gestanden zu haben. Beide sprechen von einer gigantischen Mogul-Armee, der keine europäische Armee an Größe gleiche. Aufgrund technischer und organisatorischer Überlegenheit kam es aber dennoch zu einem überwältigendem Sieg Nādir Šāhs; hätten es die Engländer also auch mit Nādir Šāh oder einem seiner Generäle als Gegner geschafft, sich bereits Mitte des 18. Jahrhunderts als Hegemonialmacht in Indien zu etablieren? "To put matters simply, it is my view, that British domination over south Asia (as Arthur Wellesly might have said it) was a 'damned close-run thing' and matters would have taken a radically different turn between the 1740s and the1770s. In short, I would disagree with those who would claim that sooner or later, something called ' the British Empire' would have come around India."(206) [19]
Wie bei jeder Studie gibt es auch hier, wenn auch nur kurze, Kritik: Bei manchen Punkten wurde die Bibliografie der einzelnen Aufsätze leider nicht auf den neusten Stand gebracht (vgl. etwa Anmerkung 11). Das fällt umso mehr ins Gewicht, wenn Subrahmanyam etwa anmerkt, dass es etwa seit 1993 keine brauchbare Studie über Joseph-François Dupleix publiziert wurde, was bei Herausgabe der vorliegenden Studie (2005) allerdings nicht mehr zutrifft. [20]
Auch weißt die Hauptkarte erhebliche Fehler auf, was man beim vorliegenden Verlag eigentlich nicht erwarten würde. Zahlreiche, oft genannte Städte und Regionen sind gar nicht erst verzeichnet (wie etwa die gerade für das vierte Kapitel wichtige Stadt Ahmadnagar), die für die Studie wichtige Stadt Ahmadabad ist als eine Großregion gekennzeichnet, etc. Und seltsamerweise spricht auch Subrahmanyam im letzten Kapitel von den Vorteilen, die die Errichtung einer 'islamic aegis' (205) mit sich gebracht hätte, was wiederum der in der Kritik stehenden Ansicht Chaudhuris entspräche (vgl. Anmerkung 2); diese Kritikpunkte mindern der Wert der Studie jedoch in keiner Weise.
Zugegeben: Subrahmanyams Thesen zu folgen, ist nicht immer ganz einfach - aber nimmt man sich aber einmal die Zeit, erkennt man, wie viel man von der Studie mitnehmen kann und wie sich der Blick auf ganze Jahrhunderte durch einige Quellen und einer sehr verständlichen Theorieanwendung ändern kann. Der Autor versteht es, dem Leser alle zwei bis drei Seiten eine neue, wichtige Quelle nach ausgezeichneter Einführung vorzustellen, sie prägnant einzuordnen und zu bewerten, ohne dass Verwirrung auftreten könnte. Und, mit den Vorzügen angelsächsischer Geschichtsschreibung ausgerüstet, jedes Kapitel mit Spannung auf das Kommende zu schließen. So werden auf wenigen Seiten die Ergebnisse einer postmodernen Geschichtsschreibung derart verständlich, dass man das Buch, mit etwas Geduld und Ausdauer, in einem Fluss lesen kann, während man teilweise vergisst, dass es sich hier um ein theoretisches Standartwerk der neuen Geschichtsschreibung handelt.
Und so kann man nur mit Vorfreude auf die nächsten Publikationen des Autors warten.
Anmerkungen:
[1] Sanjay Subrahmanyam: Connected Histories: Notes towards a Reconfiguration of Early Modern Eurasia. The Eurasian Context of the Early Modern History of Mainland South East Asia, 1400-1800, in: Modern Asian Studies, 1997 (31), 735-762.
Diese europäisch-indische Vernetzung untersuchen auch Victor Liebermann: Transcending East-West-Dichotomies. State and Culture Formation in Six Ostensibly Disparate Areas, in: Modern Asian Studies 31, 463 - 546 und zuletzt vor allem, Ders.: Strange Parallels. Southeast Asia in Global Context, c. 800-1830. Vol. 1: Integration on the Mainland, Cambridge 2003; R.I. Moore: The Birth of Europe as a Eurasian Phenomenon, in: Modern Asian Studies 31 (3) 1997, 583-601.
[2] Dies unternahm vor allem K.N. Chaudhuri in seiner eng an Braudel angelehnten Studie, vgl.: K.N. Chaudhuri: Asia before Europe, Cambridge 1990. Hier rekonstruierte er die kulturell-religiösen Bedingungen, die der Entstehung von Produktion und Handel zugrunde lagen. Dieser Ansatz, also den Indischen Ozean in religiös-kulturelle Sphären einzuteilen, wird neuerdings oft kritisiert, vgl. etwa: Sugata Bose: A Hundred Horizons. The Indian Ocean in the Age of Global Empire, Cambridge 2006, sowie sehr gut zusammenfassend Ravi Ahnja: Indischer Ozean, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 5, Stuttgart 2007, 857-890.
[3] M.N. Pearson: Merchants and Rulers in Gujarat: The Response to the Portuguese in the sixteenth century, Berkely 1976, 53, zit. nach Subrahmanyam, 8.
[4] Lisa Lowe: Critical Terrains: British and French Orientalism, Ithaca (NY), 1991, zit. nach Subrahmanyam 11.
[5] Vgl. Hierzu Stephan Conermann: Das Mogulreich. Geschichte und Kultur des muslimischen Indien, München 2006. Hierzu liegt die Rezension vor von Heike Franke: Rezension zu: Stephan Conermann: Das Mogulreich. Geschichte und Kultur des muslimischen Indien, München 2006, in: sehepunkte 8 (2008), Nr. 4 [15.04.2008], URL: http://www.sehepunkte.de/2008/04/11433.html, Zugriff am 5.1.2009, sowie zusammenfassend Stephan Conermann: Mogulreich, in: Enzyklopädie der Frühen Neuzeit, Bd. 8, Stuttgart 2008, 668-675
[6] In diesem Zeitraum nimmt auch der anfangs von den Portugiesen verfolgte Kreuzzugsgedanke gegen die Muslime ab, da sich der Estato immer mehr zu einem effizienten Handelspartner und Vermittler zwischen Asien und Europa entwickelte. Vgl. hierzu: Peter Feldbauers: Estato da India. Die Portugiesen in Asien 1489-1620, Wien 2003. Der Kern von Feldbauers Untersuchungen ist die ökonomische Entwicklung des Estato im Indischen Ozean und die Austauschbeziehungen zwischen den jeweiligen Parteien, die, so Feldbauer, im Wesentlichen kommerziell motiviert waren. Er erkennt in diesem Kontakt zwischen Abend- und Morgenland einen wesentlichen Faktor, der zur Dynamisierung des frühneuzeitlichen, europäischen Kapitalismus beigetragen habe. Vornehmlich der ökonomischen Perspektive sind auch Kenneth Pommeranz oder Michael Mann in ihren zahlreichen Studien verpflichtet. Vgl. etwa Michael Mann: The Sources of Social Power, Bd l : A History of Power from the Beginning to AD 1 760, Cambridge 1986, sowie Kenneth Pommeranz: The Great Divergence China, Europe, and the Making of the Modern World Economy, Princeton 2000.
Ann Laura zielt in ihrer Studie hingegen darauf ab, die gegenseitigen Austauschbeziehungen in den Vordergrund zu stellen: Sie sieht "im Anschluss an Foucault epistemische Einschnitte, die in Kolonie und Metropole komplexe Prozesse [...] und Umstrukturierungen mit sich brachten." Nach Laura wäre es also zu einfach, die Modernisierungsursprünge alleine in den Kolonien zu suchen. Dies hieße aber nicht, dass die "Betonung von Interaktion und Verflechtung [...] auf eine Umkehrung des Eurozentrismus" abziele. Beides zit. nach Sebastian Conrad / Shalini Randeria: Geteilte Geschichten - Europa in einer postkolonialen Welt, in: Jenseits des Eurozentrisms, hg. von Sebastian Conrad / Shalini Randeria / Beate Sutterlüty, Frankfurt am Main, 2002, 5. Vgl. hier auch die ausführliche Diskussion zu diesem Thema. Bezüglich portugiesisch-osmanischer Beziehungen sei vor allem auf die Studien von Cengiz Orhonlus und Salih Özbarans hingewiesen. Letzter greift die zahlreichen Ergebnisse Orhonlus auf, in: Salih Özbaran: The Ottoman Response to European Expansion: Studies on Ottoman-Portugese Relations in the Indian Ocean and Ottoman Administration in the Arab Lands during the Sixteenth Century, Istanbul 1996; Zuletzt auch Nuri Yurisev: Ottoman Diplomacy: Conventional or Unconventional, Basingstoke (u.a.) 2004; Naimur Rahman Farooqi: Mughal-Ottoman Realtions. A Study of Political & Diplomatic Relations between Mughal India and the Ottoman Empire, 1556-1748, Delhi, 1989.
[7] Gemeint ist hier eine der drei Zeitebenen, die Braudel anwandte, um historisch strukturelle Veränderungen in ihrem konkreten historischen Zeitrahmen erklären zu können. Hier steht die histoire événementielle (also die kurze Ereigniszeit) im Kontext mit der medium-durée (der konjunkturellen Zeit), also etwa Wirtschaftszyklen, das Auftreten neuer sozialer Kräfte, etc...Dieser geht wiederum die dritte, sog. Longue-durée (einer lang andauernden Perspektive) voraus. Diese beinhaltet Gedankenstrukturen (mentalités), die sich eben nur langsam verändern (soziale Werte, Sprache, Ideologien, etc...).
[8] Die Seeschlacht von Lepanto 1571, in der die Osmanen gegen die Heilige Liga eine verheerende Niederlage erfuhren, ist ein weiterer wichtiger 'turning point' des 16. Jahrhunderts, der jedoch immer wieder in der Forschung neu bewertet wird.
[9] Bayazid Bayat: Tazkira-i Humāyūn ve Akbar, hg. von M. Hosain, Calcutta 1941, 355-366. Zu einer neueren Diskussion dieses Vorfalls vgl. die Einleitung von Annette Beveridge: Introduction, in: The History of Humayun (Humāyūn Nāma), hg. von Gul-Badan Begam, Delhi 1989, 74-75.
[10] 'Abd al-Qādir Badayūnī: Muntaḫab ut-Tawārīḫ, Bd. 2 (Übersetzung G.S.A. Ranking), Neu Delhi, 1990, 205-206.
[11] "On the one hand, he (Akbar) wished to show to the orthodox within his court (including his aunt, Guldaban), to the Uzbeks, and even to the Ottomans, that he was firmly opposed to he firangīs; on the other, he was willing to use the Portuguese against those of his nobles who were politically suspect."(66)
[12] Dieser Bericht ist deshalb so ergiebig, da er "[...] the geo-strategic concerns of the Portugues Estato (sic) in the years immediatly preceding the arrival of the Dutch and the English in India" ausführlich beschreibt.(81) Beide Berichte sind in der Bibliothèque Nationale de France vorhanden.
[13] Die Ergebnisse der europäischen Individualismusforschung wurden darauffolgend von außereuropäischen Historikern übernommen und auf ihre Gesellschaften übertragen. Vgl. hierzu etwa die Studie Partha Chaterjees: A Princely Imposter? The Kumar of Bhawal and the secret History of Indian History, Delhi, 2002. Er verfolgt den Ansatz "modern western philosophical discussions on identity [...]" mit "Indian philosophical discussions on identity and recognition" (115) nebeneinanderzustellen und zu untersuchen, um zu dem Schluss zu kommen, dass hier fundamentale Unterschiede liegen. Also doch ein europäischer Sonderweg? Auf die Widerlegung dieser Annahme zielt Subrahmanyam im vorliegenden Kapitel ab.vgl. die Diskussion bei Chaterjee, 115-37. Bezüglich einer spezifisch europäischen Individualismuskonstruktion vgl. etwa Collin Morris: The Discovery of the Individual, 1050-1200, Toronto 1972. "The Discovery oft the Individual was one of the most important cultural developments in the years between 1050-1200 in Western Europe", 158 (zit. Nach Subrahmanyam, 104); diese Annahme greift jüngst Aaron Gurevich auf, vgl. ders.: The Origins of European Individualism, Oxford 1995.
[14] Interessant wird es, zieht hier man die Studie Linda Levy Pecks heran, die sich ausführlich mit der Korruption, Vettern- und Misswirtschaft zur Zeit James I. am englischen Hof befasst. Vgl.: Linda Levy Peck: Court Patronage and Corruption in Early Modern England, London 1993. Vgl. Hierzu die Rezension von Michael Zell in: The Sixteenth Century Journal, 23 (2) 1992, 408-410
[15] Dies beschreibt sein Reisebegleiter Niccolo Mannuzi in seinem wichtigen Werk 'Storia del Mogol': Norris "made a great show and his expances were extraordinary." (108). Leider erwähnt Subrahmanyam an dieser Stelle die Studie Timothy Mitchells nicht, der sich ausführlich mit dem Problem der Repräsentation befasst. In ihr sieht er eine spezifisch europäische Dimension zur Strukturierung der modernen Welt und zur Untermauerung der dichotomischen Differenzen zwischen Europa und den 'Anderen'. Vgl. ders.: Colonising Egypt, Berkeley 1991.
[16] Denn dieser Ansatz könnte nicht nur indischen nationalistischen Gruppen, wie etwa der hinduistischen BJP Argumente liefern, die Indiens verspätetes Eintreten in die industrielle Moderne vor allem der englischen Kolonialherrschaft zuschreibt, als auch nationalistischen Iranern, die sich der historischen Figur Nādir Šāhs für ihre Zwecke bedienen können. (176/177).
[17] Als militärisches und organisatorisches Genie, das es zu enormen Eroberungen brachte, wird Nādir Šāh oft als 'iranischer Napoleon' verglichen, vgl. etwa: Richard Bayley: Die Geburt der Modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914, Frankfurt/Main, 2006, 139. Zu der wichtigen Studie Baylys liegt eine ausführliche Rezension von Sebastian Conrad vor: Sebastian Conrad: Rezension zu: Bayly, Christopher A.: The Birth of the Modern World, 1780-1914. Global Connections and Comparisons. Oxford 2004. In: H-Soz-u-Kult, 20.10.2004, http://geschichte-transnational.clio-online.net/rezensionen/2004-4-047.
[18] Ergänzend zu Subrahmanyams Literatur sei an dieser Stelle auf die zahlreichen Studien Irfan Habibs hingewiesen. Dieser sieht in den quasi-feudalen Strukturen des Mogulreichs den wesentlichen Grund für das Scheitern einer polit-ökonomischen Modernisierung.
[19] Bei dieser Argumentation begibt sich Subrahmanyam allerdings nicht in auf die Seite derjenigen, die die ökonomische und teils faktische Beherrschung Asiens zur Zeit des europäischen Imperialismus alleine mit einer für Europa glücklichen Verkettung von Zufällen begründen, wie z.B. Andre Gunder Frank. Letzterer geht davon aus, dass wichtige Schritte auf dem Weg zur Entwicklung des Kapitalismus zwar außerhalb des Westens ohne europäischen Einfluss, nicht aber in Europa ohne die Ausbeutung der Kronkolonien (insbesondere Indien) möglich gewesen wären. "Europeans did not do anything - let alone 'modernize' - by them themselves." Zit., nach Sebastian Conrad (2002), 15. Vgl. hier auch die ausführliche Diskussion zu diesem Thema.
[20] Jay Howard Geller: Towards a New Imperialism in Eighteenth-Century India - Dupleix, La Bourdonnais and the French Compagnie des Indes, in: Portuguese studies (16), 2000, 240-255; Thibaut Rémusat: Voyage historique La Réunion, escale sur la route des Indes - Sous Louis XV, in: Historia, 2007, 82-87; David Annoussamy: Dupleix arbitre d'une importante succession indienne, in: Revue juridique et politique (51), 1997, 202-209.
Sanjay Subrahmanyam: Explorations in Connected History. Mughals and Franks, Oxford: Oxford University Press 2005, 246 S., ISBN 978-0-19-566866-7, USD 35,00
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