Das Fach Geschichte ist in Deutschland ein beliebtes Studienfach. Insgesamt 19.468 Studenten und 15.220 Studentinnen waren im Wintersemester 2012/13 in einem der geschichtswissenschaftlichen Teilfächer immatrikuliert. Damit rangierte der Studiengang bei den männlichen Studierenden auf Platz 15, bei den weiblichen Studierenden auf Platz 18 der 20 beliebtesten Studienfächer. [1] Der Übergang der Absolventen ins Arbeitsleben gestaltet sich jedoch nicht selten als langwierige Geduldprobe. Oft erfolgt der Einstieg über weitere Praktika oder Werk- und Honorarverträge. [2] Die Erwerbslosenquote aller Erwerbspersonen mit einem Studienabschluss im Hauptfach Geschichte (ohne Lehramt) lag in den Jahren 2008 bis 2012 bei 10,3 % und damit deutlich über der Durchschnittsquote von 3,6 % aller Hauptfachrichtungen an deutschen Hochschulen. [3]
Vor diesem Hintergrund kommt der Vorbereitung des Berufseinstiegs während des Geschichtsstudiums besondere Bedeutung zu. Viele Universitäten haben mittlerweile - im Rahmen der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge - berufsorientierende Informationsveranstaltungen und Seminare in ihr Lehrangebot integriert. Zudem sind einige Publikationen zum Thema entstanden, die meist einen kurzen Überblick über verschiedene Berufsfelder und / oder Erfahrungsberichte ehemaliger Geschichtsstudenten aus der beruflichen Praxis beinhalten. [4]
Im Unterschied hierzu legt Mareike Menne ein Gebrauchsbuch für Studierende vor, das nicht nur Informationen über mögliche Tätigkeitsfelder, sondern auch praktische Tipps für die aktive Vorbereitung des Arbeitslebens vermittelt. Die Autorin, die ein Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Kulturwissenschaftlichen Anthropologie und Medienwissenschaft an der Universität Paderborn absolvierte, kann selbst auf praktische Erfahrungen in den Bereichen Forschung und Lehre, Wissenschaftsmanagement und Museumspädagogik zurückgreifen. Zudem ist sie als freiberufliche Lektorin tätig und Mitgründerin eines Verlages und einer Agentur für angewandte Kulturwissenschaft.
Das vorliegende Buch möchte zur Orientierung der Studierenden der Geschichtswissenschaft beitragen, praktische Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und neue Perspektiven eröffnen. Es untergliedert sich in drei Hauptteile: Grundlagen, Berufsfelder und Praktisches. Im ersten Teil werden die Betätigungsmöglichkeiten in der Wissenschaft und als Selbstständiger und Selbstständige bzw. Freiberufler und Freiberuflerin behandelt, im zweiten Teil die Bereiche Archiv und Dokumentation, Ausstellung / Museum, Buch (Bibliothek, Buchhandel, Verlag), Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit / Public Relations, Politik, Schule und Lehre sowie Wirtschaft. Diesen ersten beiden Teilen liegt dasselbe Gliederungsschema zugrunde, sodass sich der Leser schnell orientieren und einzelne Aspekte der verschiedenen Tätigkeitsbereiche gezielt vergleichen kann. Das Nachschlagen spezifischer Inhalte wird auch durch die grafische Gestaltung erleichtert, dessen Sinnabschnitte durch entsprechende Stichpunkte am äußeren Rand der Seite gekennzeichnet sind.
Die Kapitel beantworten im Wesentlichen folgende Fragen: Welche Persönlichkeitsmerkmale sind in den Berufsfeldern gefragt? Welche Kompetenzen und Qualifikationen sollten während des Studiums erworben werden? Welche Tätigkeitsprofile existieren innerhalb der verschiedenen Berufsfelder? Welche konkreten Maßnahmen können Studierende während und nach Abschluss ihres Studiums ergreifen, um den Arbeitseinstieg zu erleichtern? Welche Schwierigkeiten, Chancen und schönen Seiten sind mit den verschiedenen Berufsfeldern verbunden? Wo bleibt die Geschichte im Beruf? Zum Teil nimmt die Autorin eine sehr differenzierte Beschreibung der Tätigkeitsprofile vor, vor allem in den Abschnitten zu Journalismus, Politik, Schule und Lehre sowie Wirtschaft. Der Fokus liegt auf der Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten, nicht auf der vertieften Behandlung einzelner Berufe; das Kapitel "Wirtschaft" führt beispielsweise in Unternehmensberatung, Projektmanagement, Personalwesen, Fundraising, Werbung und Marketing, Wissenschaftsmanagement, Kulturmanagement, Tourismus und den Trend History Marketing ein.
Teil drei des Buches ist praktischen Hinweisen zu den Themen Arbeitslosigkeit und Praktikum gewidmet. Außerdem enthält er einen Abschnitt mit Übungen, die Reflexionen der Studierenden über ihre Persönlichkeitsmerkmale, Wünsche, Ziel und Kompetenzen anregen sollen.
Der Wert des Beitrags liegt vor allem in der breiten Übersicht über existierende Tätigkeitsbereiche und in den vielen konkreten praktischen Ratschlägen. Menne hat eine Fülle von Informationen zu verschiedenartigsten Aspekten der Vorbereitung auf das Arbeitsleben zusammengetragen und zeigt Wege auf, wie eine Annäherung an den erstrebten Beruf erfolgen kann. So werden beispielsweise Alternativen zu etablierten "Königswegen" der Ausbildung sowie Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt, aber auch Hinweise zu Themen wie Kranken- und Pflegeversicherung oder Steuern gegeben. Die Autorin betont die Chancen, Möglichkeiten und Perspektiven der Historiker auf dem Arbeitsmarkt, weist aber zugleich auf bestehende Schwierigkeiten und Probleme hin. Für eine intensivere Beschäftigung mit den einzelnen Berufen ist die Konsultation weiterführender Literatur notwendig, auf die im Anschluss an die einzelnen Kapitel verwiesen wird. Alles in allem handelt es sich um ein empfehlenswertes Buch für Studierende, die Orientierung, Anregungen und praktische Tipps zur Vorbereitung auf den Einstieg ins Arbeitsleben suchen.
Anmerkungen:
[1] Vgl. Statistisches Bundesamt: Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen. Wintersemester 2012/13, Wiesbaden 2013, 36.
[2] Vgl. hierzu die aktuellen Studien des DZHW (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung), online erhältlich unter http://www.dzhw.eu/publikation (10.5.2014).
[3] Vgl. Statistisches Bundesamt 2013, Mikrozensus Sonderauswertung 2008-2012.
[4] Vgl. z.B. Margot Rühl (Hg.): Berufe für Historiker, Darmstadt 2004.
Mareike Menne: Berufe für Historiker. Anforderungen, Qualifikationen, Tätigkeiten (= Geschichte studieren; Bd. 2), Stuttgart: W. Kohlhammer 2010, 161 S., ISBN 978-3-17-021300-5, EUR 18,00
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