Thomas Hölz: Krummstab und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens 1609-1635 (= Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde; Bd. 31), Leinfelden-Echterdingen: DRW 2001, XII + 532 S., 12 s/w-Abb., ISBN 978-3-87181-431-0, DM 108,00
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Nach den Arbeiten von Cordula Kapser über "Die bayerische Kriegsorganisation in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges" (1997) und Michael Kaiser über "Maximilian von Bayern, Tilly und die Katholische Liga" (1999) schließt nun Thomas Hölz mit seiner Tübinger Dissertation von 1997 eine weitere Lücke im Mosaik der katholischen Partei im Dreißigjährigen Krieg, indem er sich mit der Ligapolitik der geistlichen Reichsstände des Schwäbischen Kreises auseinander setzt. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die Bischöfe von Konstanz und Augsburg, den Fürstabt von Kempten und den Fürstpropst von Ellwangen sowie die schwäbischen Reichsprälaten, die der Autor in einem rund 130 Seiten umfassenden "Hauptteil A" unter anderem hinsichtlich ihres territorialen Besitzes, ihrer Beziehungen zum Reich und dem Schwäbischen Kreis sowie zu den beiden dominanten Nachbarn Habsburg und Bayern ausführlich vorstellt. Darin kommt das in der Einleitung dargelegte Anliegen des Autors zum Ausdruck, der "ereignisgeschichtlichen Betrachtung eine Strukturanalyse an die Seite" (7) stellen zu wollen, wie es auch in dem etwas umständlichen Untertitel angekündigt ist.
So verdienstvoll dies auch ist - die Existenz und Zusammensetzung des 17 Mitglieder zählenden Reichsprälatenkollegiums etwa dürften auch den wenigsten Frühneuzeithistorikern vertraut sein -, so mühselig ist es doch, sich zunächst auf weit über hundert Seiten durch die Präliminarien lesen zu müssen. Angesichts einer Gesamtlänge von über 500 Seiten hätte es der Arbeit gut getan, diese Einführung in gestraffter Form auch als eine solche oder als ein erstes Kapitel zu kennzeichnen beziehungsweise einen Teil der ausgebreiteten Hintergrundinformationen an anderer Stelle in die Darstellung einfließen zu lassen. Dies hätte dem Autor dann wiederum auch die Untergliederung seiner Ausführungen in zwei völlig ungleichgewichtige "Hauptteile" erspart, deren zweiter genauso gut mit "Die eigentliche Arbeit" überschrieben sein könnte.
Diese beginnt dann also auf Seite 142 mit der Gründung der Katholischen Liga im Jahre 1609 und deren bis 1603 zurückreichender Vorgeschichte, die allerdings sehr knapp abgehandelt wird. Erst der Konflikt um die Reichsstadt Donauwörth gab dann im Sommer 1608 der Idee eines süddeutsch-katholischen Bündnisses neuen Auftrieb, die schließlich im Juli 1609 in München zunächst in die Gründung der "Oberländischen Vereinigung" unter maßgeblicher Beteiligung der schwäbischen Kirchenfürsten mündete, deren Gesandte sich zuvor in Dillingen auf eine gemeinsame Linie verständigt hatten. Schwieriger erwies es sich dagegen zunächst, die Reichsstifte zum Beitritt zur Liga zu bewegen, der ja auch mit nicht unerheblichen Bündniskosten verbunden war, was jedoch schließlich dank der Vermittlung des Konstanzer Bischofs 1610 gelang. Damit war zu diesem Zeitpunkt der Zenit des schwäbischen Einflusses in der Liga erreicht, zumal auch die Aussichten auf den Beitritt der Reichsgrafen günstig standen.
Schon bald darauf allerdings markierte die Verlegung der Bundeskasse von Augsburg nach München einen Bedeutungsverlust der schwäbischen Reichsstände zu Gunsten Bayerns, das mehr und mehr als der eigentliche Profiteur der Liga erschien, wogegen sich der militärische Schutz Schwabens angesichts der Durchzüge von Unionstruppen im Oktober 1610 als ungenügend erwies. Während der Bischof von Augsburg und der Propst von Ellwangen in politischer Nähe zu Bayern blieben, sahen sich der Bischof von Konstanz und der Fürstabt von Kempten sowie die schwäbischen Reichsprälaten dadurch veranlasst, gegen die weitere Unterhaltung des teuren Ligaheeres zu stimmen. In der Folge distanzierte sich vor allem Oberschwaben immer weiter von der Liga, bis hin zum Projekt eines eigenen "Landschirmvereins". Zugleich verfolgten die schwäbischen Stände das Ziel, den Habsburger Maximilian von Tirol als Landesherrn der österreichischen Vorlande in die Liga einzubinden und damit ein Gegengewicht gegen das Haus Wittelsbach zu schaffen, was schließlich 1615 mit der Gründung eines dritten, des österreichischen Direktoriums (neben dem bayerischen und dem Mainzer) gelang.
Nach 1618 änderte sich durch den Tod Erzherzog Maximilians und den Ausbruch offener Feindseligkeiten grundlegend das Verhältnis des Hauses Österreich zur Liga: Ferdinand II. war nunmehr auf die militärische Hilfe Maximilians von Bayern angewiesen und unterstützte daher dessen Führungsanspruch in der Liga durch den Verzicht auf ein österreichisches Direktorium. Die Oberschwaben sahen sich daher zu einem zweigleisigen Verfahren veranlasst: der Aufrechterhaltung der Liga bei einer gleichzeitigen Stärkung eigener regionaler Verteidigungsbündnisse auf Kreisebene, wofür das Ausscheiden des Württemberger Herzogs aus der protestantischen Union im Jahre 1621 den Weg frei machte. Die 1620er-Jahre waren durch Truppendurchzüge und Quartiernahme kaiserlicher Truppen und des Ligaheeres einerseits und Geldforderungen seitens des Kaisers und der Liga andererseits gekennzeichnet. Erst als es durch den Tod des Württemberger Herzogs Johann Friedrich und das Restitutionsedikt von 1629 zu einer Polarisierung der Kräfte im Schwäbischen Kreis kam, sahen sich die schwäbischen Stände veranlasst, wieder stärker bei der Liga Schutz gegen die nach Süddeutschland vorrückende schwedische Armee zu suchen, angesichts der militärischen Lage allerdings vergeblich. Die Liga bestand zwar noch formell bis zur ihrer Auflösung durch den Prager Frieden im Jahr 1635 weiter, blieb aber faktisch bedeutungslos.
Hölz breitet seine in sorgsamem Aktenstudium gewonnenen Erkenntnisse in chronologischer Abfolge und mit großer Detailkenntnis aus - vier Gliederungsebenen mit Überschriften à la "5.2.2.3 Zwischen Partikularverein und Bündnis: Der Modus der Assoziation" sind daher keineswegs die Ausnahme, sondern leider die Regel. Das ist, wie schon gesagt, aus sachlicher Sicht durchaus verdienstvoll; der Lesbarkeit des Buches aber ist es nicht eben zuträglich, ebenso wenig der oft reichlich schwerfällige Stil, der die Geduld des Lesers unter anderem mit der Verwendung von Latinismen wie "eo ipso", "cum grano salis" oder "ex-post-Perspektive" auf die Probe stellt. Glücklicherweise dürften die überdetaillierte Gliederung und ein ausführliches Personen- und Ortsregister die meisten Interessenten der Notwendigkeit entheben, sich durch die ganze Arbeit lesen zu müssen.
Markus Meumann