Friedrich Beck (Bearb.): Regesten der Urkunden Kurmärkische Stände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (= Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs; Bd. 16), Frankfurt a.M. [u.a.]: Peter Lang 2006, 387 S., ISBN 978-3-631-54807-3, EUR 56,50
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Johann Georg Müller: Der Kreis Bergheim um 1827. Preußische Bestandsaufnahme des Landes und seiner Bevölkerung. Eingeleitet und bearbeitet von Sabine Graumann, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2006
Klaus Berndl: Ernst Ferdinand Klein (1743-1810). Ein Zeitbild aus der zweiten Hälfte des Achtzehnten Jahrhunderts, Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2004
Frank-Lothar Kroll: Die Hohenzollern, München: C.H.Beck 2008
Das Brandenburgische Landeshauptarchiv zu Potsdam legt in seiner Reihe "Quellen, Findbücher und Inventare" in schöner Regelmäßigkeit Publikationsfindbücher zu einzelnen wichtigen Beständen vor. Als sechzehnter Band erschien letztes Jahr der von Friedrich Beck bearbeitete Regestenband zu den Urkunden der Repositur 23 A "Kurmärkische Stände". In einer knappen Einleitung erläutert Beck die Geschichte der Stände in der Mark Brandenburg von den Anfängen unter den Askaniern bis zum Ende des 18. Jahrhunderts; auf ihr Weiterleben im 19. Jahrhundert geht er allerdings nicht mehr ein. Beck verdeutlicht, dass ständische Politik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit im wesentlichen auf finanzielle Verhandlungen mit dem meist verschuldeten Landesherrn hinauslief, der für die Aufgaben der Territorialherrschaft, der Hofhaltung, der Kriegführung und Landesdefension immer wieder auf die Finanzkraft und Beitragswilligkeit der Städte und des Adels zurückkommen musste. Ein schnelles Durchzählen der Urkunden, 450 an der Zahl, lässt erkennen, dass die Hochzeiten ständischer Interaktion mit der Landesherrschaft im 14. Jahrhundert (132 Urkunden) und im 16. Jahrhundert (227 Urkunden, Überlieferungslücken nicht berücksichtigt) lagen; grob geschätzt betreffen etwa 90 % der Urkunden Steuerverhandlungen, Geldgeschäfte und finanzielle Abmachungen mit den Ständen als Korporation oder mit einzelnen ihrer Mitglieder.
Dem Abriss der Ständegeschichte folgt eine Beschreibung des Bestandes, in der die Heterogenität des Materials sowie, archivisch gesprochen, der Provenienzen verdeutlicht wird: ein eigenes "Ständearchiv" gab es in älterer Zeit gar nicht, sondern die verschiedenen ständischen Institutionen (Biergeldkassen, Hufenschoßkasse u.a.) führten ihre eigenen Registraturen, die dann zum Teil verloren gingen oder aber eben den Kern eines späteren Ständearchives in Berlin bildeten. Der vorliegende Bestand im Landeshauptarchiv wurde im Laufe der Zeit mit Urkunden einzelner Stände und Ständemitglieder, mit Einzelurkunden aus anderen Stadt- und Staatsarchiven angereichert. Wer eine Darstellung der Bestands- und Verwaltungsgeschichte benötigt, sollte allerdings außer auf die Ausführungen Becks auch auf die entsprechenden, etwas konziseren Angaben zur Rep. 23 A in der Beständeübersicht des BLHA von 1964 zurückgreifen [1], nicht zuletzt weil hier ein erster knapper Überblick über die ebenfalls in dieser Repositur verwahrte Aktenüberlieferung gegeben wird. Generell, das sei in diesem Zusammenhang am Rande bemerkt, bieten die archivischen Findmittel, auch die ungedruckten, ja mitunter präzise Darstellungen von Behörden- und Bestandsgeschichten, wie sie in der geschichtswissenschaftlichen Literatur nicht immer zu finden sind, und lohnen für den Forscher oft allein schon deswegen eine Konsultation.
Die Regesten selbst sind in dem Werk nach den gängigen Regeln der Zunft aufbereitet. Als etwas störend empfindet es der Rezensent, dass den einzelnen, chronologisch geordneten Stücken kein knappes Kopfregest zur Orientierung vorangestellt wurde, so dass man immer das Langregest an- oder durchlesen muss, um den jeweiligen Betreff der Urkunde zu erfahren. Erschlossen wird das Werk durch einen ausführlichen Orts- und Personenindex, der eine gezielte thematische Benutzung ermöglicht.
Alles in allem ist der Band eine gelungene Erschließung der Urkunden in der Repositur 23 A, die die landesgeschichtliche Forschung bereichern und erleichtern sollte. Da die Akten desselben Bestandes schon im Jahr 1995 durch Margot Beck in einem Publikationsfindbuch erschlossen wurden [2], kann nun ein auswärtiger Nutzer komfortabel einen allfälligen Archivbesuch planen, wenn er sein Interesse nicht gar durch die gelungene Aufarbeitung selbst schon befriedigt sieht.
Anmerkungen:
[1] Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam (Staatsarchiv Potsdam), Teil 1: Behörden u. Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16, bearbeitet von Friedrich Beck, Liselott Enders, Heinz Braun unter Mitarbeit von Margot Beck und Barbara Merker, Weimar 1964.
[2] Kurmärkische Stände (Pr. Br. Rep. 23 A), bearb. von Margot Beck (= Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 2), Potsdam 1995.
Ulrich Kober