Volker Reinhardt: Geschichte Roms. Von der Antike bis zur Gegenwart (= C.H. Beck Wissen), München: C.H.Beck 2008, 128 S., 9 Abb., 7 Karten, ISBN 978-3-406-57714-7, EUR 7,90
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Daniel Büchel / Volker Reinhardt (Hgg.): Die Kreise der Nepoten. Neue Forschungen zu alten und neuen Eliten Roms in der frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Forschungstagung 7. bis 10. März 1999, Istituto Svizzero di Roma, Frankfurt a.M. [u.a.]: Peter Lang 2001
Volker Reinhardt / Stefano Saracino / Rüdiger Voigt (Hgg.): Der Machtstaat. Niccolo Machiavelli als Theoretiker der Macht im Spiegel der Zeit, Baden-Baden: NOMOS 2015
Volker Reinhardt: Francesco Guicciardini (1483-1540). Die Entdeckung des Widerspruchs, Göttingen: Wallstein 2004
Trotz seines geringen Umfangs hält das Büchlein, was der Titel verspricht: einen Überblick über die Geschichte Roms von ihren legendären Ursprüngen bis in die Gegenwart (die Zeittafel nennt als letztes Ereignis die Wahl Benedikts XVI.). Dem Verfasser gelingt ein Meisterstück historiografischer Komprimierung. Denn die "Geschichte Roms" darzustellen, heißt für die Antike, nie die mehr als ein halbes Jahrtausend lang ein Großreich umspannende "Römische Geschichte" aus dem Auge zu verlieren, und für die Zeit ab der Spätantike, Rom als Sitz des Papsttums zu betrachten.
Diese beiden für die Geschichte der Stadt schlechthin fundamentalen Gegebenheiten bestimmen weithin Aufbau und Inhalt des Buchs. Die Periodisierung der ersten drei Kapitel folgt den etablierten Zäsuren der Römischen Geschichte, und nach zwei dem Übergang zum Christentum und den "dunklen" Jahrhunderten gewidmeten Kapiteln (4. und 5.) bildet die Geschichte des Papsttums das chronologische Gerüst bis zum ersten Untergang des Kirchenstaats im Gefolge der Französischen Revolution; in den letzten Kapiteln lehnt sich die Darstellung, wie es der Gegenstand erfordert, in Inhalt und Periodisierung an die politische Geschichte Italiens/Europas im 19./20. Jahrhundert an.
Das Buch dürfte sich (was kein Vor- oder Nachwort ausspricht) in erster Linie an Leser wenden, die zwar über eine umfassende geschichtliche Allgemeinbildung verfügen (denn eine solche setzt die notwendigerweise äußerst komprimierte Darstellung in erheblichem Maß voraus), aber nur über geringe Kenntnisse der Geschichte Roms, und an solche, die planen, einen Besuch Roms gründlich vorzubereiten und sich dort immer wieder der Geschichte der Stadt zu vergewissern. Solche Leser dürfte das Buch vollkommen zufriedenstellen. Haben sie es doch mit einem Autor zu tun, der Rom in- und auswendig kennt und sich seiner Geschichte in diversen Monografien zugewandt hat! Davon profitiert der Leser in der Weise, dass er zum Beispiel immer wieder auf die Brotversorgung als Grundbedürfnis der römischen Plebs / plebe verwiesen wird oder auf das die halbe Papstgeschichte wie ein roter Faden durchziehende Phänomen des Nepotismus. Am meisten willkommen sein dürfte ihm die intime Ortskenntnis des Verfassers, der die Leser, ohne einen Reiseführer ersetzen zu wollen, die Geschichte der Stadt über weite Strecken anhand ihrer Topografie, Bauten, Denkmäler und Bilder erleben lässt - und zwar nicht nur anhand der weitgehend bekannten, sondern auch selten erwähnter wie das Spital von San Michele, die Umgestaltung der Piazza del Popolo in der Franzosenzeit oder das Grabmal Pius' VII.
Was der geringe Umfang des Buchs in ausführlichen Worten zu sagen verbietet, bringen acht Pläne in komprimierter Form zum Ausdruck, die, sofern man eine Lupe bei sich führt, auch vor Ort ihre Nützlichkeit haben. Erfreulicherweise ist ein ganzseitiger Plan dem erst 1870 endgültig aufgehobenen Ghetto vorbehalten, auf das (was für eine so kurze Darstellung einzigartig sein dürfte) an mehreren Stellen eingegangen wird. Die Auswahl der wenigen Illustrationen dürfte den Autor viel Kopfzerbrechen gekostet haben; der Leser ist ihm jedenfalls dankbar, darüber gründlich nachgedacht und das Übliche (Peterskuppel, Spanische Treppe und dergleichen) vermieden zu haben. Gewiss nicht originell ist die Erwähnung der Errichtung des Denkmals für Giordano Bruno (1887), sehr wohl aber, auch auf die Darstellungen der Sockelreliefs hinzuweisen (was man schwerlich in einer anderen so handlichen Geschichte Roms finden wird).
Dem Charakter der Reihe entsprechend wendet sich das Buch an ein breites Lesepublikum, wahrt aber höchste wissenschaftliche Standards. Dies zeigen am deutlichsten die "Literaturhinweise", die sich bis auf ganz wenige Ausnahmen an Fachhistoriker richten. So dürfte es unter den Lesern des Buchs nur sehr wenige geben, die zu einem der zahlreich genannten italienischen Titel greifen. Wem es zu mühselig ist, sich in die zitierte Spezialliteratur zu vertiefen, wer aber gleichwohl noch etwas mehr über Rom wissen möchte, als dies Büchlein bieten kann, und wer die Anschaulichkeit von Bildern liebt, der greife zu der ausführlicheren, reich bebilderten Darstellung, die Reinhardt zusammen mit Michael Sommer nahezu gleichzeitig mit dem hier angezeigten Buch veröffentlicht hat. [1]
Anmerkung:
[1] Volker Reinhardt / Michael Sommer: Rom. Geschichte der Ewigen Stadt, Darmstadt 2008.
Volker Hunecke