Eva Maria Werner: Kleine Geschichte der deutschen Revolution von 1848/49 (= UTB; 3219), Wien: Böhlau 2009, 178 S., ISBN 978-3-8252-3219-1, EUR 19,90
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Simon Kempny: Die Staatsfinanzierung nach der Paulskirchenverfassung. Eine Untersuchung des Finanz- und Steuerverfassungsrechts der Verfassung des deutsches Reiches vom 28. März 1849, Tübingen: Mohr Siebeck 2011
Hermann-Josef Scheidgen: Der deutsche Katholizismus in der Revolution von 1848/49. Episkopat - Klerus - Laien - Vereine, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2008
Phil-young Kim: Ein deutsches Reich auf katholischem Fundament. Einstellungen zur deutschen Nation in der strengkirchlichen katholischen Presse 1848 - 1850, Frankfurt a.M. [u.a.]: Peter Lang 2010
Walter Koring / Mikael Horstmann (Bearb.): Revolution! Das Jahr 1848. Das Tagebuch des David Adolph Zunz, Frankfurt/M.: Henrich 2016
Thomas Stockinger: Dörfer und Deputierte. Die Wahlen zu den konstituierenden Parlamenten von 1848 in Niederösterreich und im Pariser Umland (Seine-et-Oise), München: Oldenbourg 2012
Matthew Goodman: In 72 Tagen um die Welt. Wie sich zwei rasende Reporterinnen im 19. Jahrhundert ein einmaliges Wettrennen lieferten, München: btb Verlag 2013
Konrad Paul Liessmann: Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft, Wien: Zsolnay Verlag 2006
Hans-Werner Hahn / Marko Kreutzmann (Hgg.): Der Deutsche Zollverein. Ökonomie und Nation im 19. Jahrhundert, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2012
An kurzen Überblicken zur deutschen Revolution von 1848/49 mangelt es nicht. In der Reihe UTB hat man nun sogar die Wahl zwischen zwei Darstellungen, die für den Universitätsunterricht gedacht sind. [1] Sie sind ähnlich aufgebaut. Das ist verständlich. Überblicke für diese Zwecke zielen nicht auf Originalität, sondern auf zuverlässige Information über das Geschehen und, sofern sie anspruchsvoll sind, auf dessen Deutungsgeschichte. Das ist bei diesem Buch von E.M. Werner, deren Dissertation über die "Märzministerien" in diesem Jahr erschienen ist, der Fall, wenngleich meist nur pauschal auf veränderte Deutungen verwiesen wird. Leser, die es genauer wissen wollen, müssen zu anderen Studien greifen. Zu welchen müssen sie anhand des Literaturverzeichnisses selbst herausfinden. Eine kommentierende Bibliografie wäre für den erhofften Leserkreis hilfreich gewesen, zumal das Buch nur wenige Fußnoten enthält, die vornehmlich Quellenzitate belegen. Für eine Auseinandersetzung mit der Forschungsgeschichte ist diese Einführung also nicht geeignet. Zu zwei Themenbereichen bietet sie jedoch Hinweise zu Forschungskontroversen bzw. veränderten Forschungspositionen: "'Revolution' oder 'Reform'?" (Kap. 1) und "Spielarten der Revolution" (Kap. 4).
Nach einem kurzen Blick auf die vorrevolutionären Verhältnisse folgt ein Kapitel zu den "Märzforderungen" und "Märzerrungenschaften", anschließend wird skizziert, was in der neueren Forschung "Institutionen-Revolution" und "elementare Revolution" genannt worden ist. Das folgende Kapitel "Kommunikationsrevolution" befasst sich mit den Zeitungen und Zeitschriften, mit Sprache und Symbolen und den politischen Organisationen. Ein eigenes Kapitel "Revolution und Emanzipation" ist den Juden und den Frauen gewidmet. Auf vier Seiten lässt sich zu diesen komplexen Themen nicht viel sagen. Wenn erwähnt würde, dass es unter den deutschen Juden unterschiedliche Vorstellungen von Emanzipation gab, die sich in den deutsch-jüdischen Zeitschriften der Revolutionsjahre studieren lassen (mit einem Nachweis des Internetfundorts dieser Zeitschriften im Abschnitt "Linksammlung", den die Autorin in die Bibliografie aufgenommen hat), so könnte das vielleicht den einen oder anderen Leser verführen, sich hier umzuschauen.
Die beiden ausführlichsten Kapitel (7 und 8) gehen auf die Frankfurter Nationalversammlung und deren Verfassungswerk ein. In den 1,5-seitigen Literaturangaben dazu fehlt allerdings das wichtigste Buch. Es aufzunehmen, falls es zu einer weiteren Auflage kommen sollte, böte den Vorteil, an der Stelle, an der von den fehlenden sozialen Grundrechten die Rede ist (97), auf die konkurrierende Deutung von Kühne zu verweisen. [2] So würde auch innerhalb der "neuen Studienpläne", denen dieses Buch "Rechnung tragen" will (9), vielleicht ein Anstoß gegeben, sich mit der Eigenart von Forschung auseinanderzusetzen.
Zwei weitere Kapitel befassen sich mit der Revolution in einzelnen Staaten (Baden, Preußen, Österreich und Hannover) und deren Politik nach der Revolution. Letzteres auf 4 Seiten. Diesen Umfang hat auch das abschließende Kapitel "Was bleibt?". Die Autorin betont hier, was weitergewirkt hat.
Auf dem knappen Raum, der zur Verfügung steht - knapp 150 Textseiten -, ist der Autorin ein informativer Überblick gelungen. Wenn ich jedoch einen einzigen Titel zur Einführung in ein Seminar zur deutschen Revolution 1848/49 auszuwählen hätte, würde ich weiterhin das Buch von Wolfram Siemann empfehlen. [3] Es ist 100 Seiten länger, aber billiger, es fordert die Leser intellektuell stärker, doch ich hatte nie den Eindruck, dass es Studierende überfordert. Zumindest nicht diejenigen, die für das Geschichtsstudium geeignet sind.
Anmerkungen:
[1] Frank Engehausen: Die Revolution von 1848/49. Studienbuch Geschichte. Paderborn u.a. 2007 (UTB 2893) vgl. hierzu die Rezension von Jürgen Müller, in: sehepunkte 8 (2008); Nr. 12, URL: http://www.sehepunkte.de/2008/12/13480.html
[2] Jörg-Detlef Kühne: Die Reichsverfassung der Paulskirche, Neuwied, 2. Aufl. 1998.
[3] Wolfram Siemann: Die deutsche Revolution von 1848/49, Frankfurt/Main 2009 (neueste Auflage). 1. Aufl. 1985.
Dieter Langewiesche