Rezension über:

Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter, Darmstadt: Primus Verlag 2010, 288 S., ISBN 978-3-8967-8678-4, EUR 29,90
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Rezension von:
Uwe Israel
Institut für Geschichte, Technische Universität, Dresden
Redaktionelle Betreuung:
Jürgen Dendorfer
Empfohlene Zitierweise:
Uwe Israel: Rezension von: Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter, Darmstadt: Primus Verlag 2010, in: sehepunkte 10 (2010), Nr. 12 [15.12.2010], URL: https://www.sehepunkte.de
/2010/12/18082.html


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Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter

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Die ohne Anmerkungen und mit einer kurzen Bibliographie auskommende Überblicksdarstellung folgt den im Jahre 1984 im selben Verlag in zweiter Auflage erschienenen "Grundzügen der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance" aus dem Jahre 1975 von Werner Goez, dem verstorbenen Ehemann der Autorin. Darauf wird nicht eigens hingewiesen, obwohl die beiden Darstellungen sichtlich verwandt miteinander sind. Dieser Befund macht es nicht einfach, zu einer angemessenen Besprechung zu kommen.

Mit derselben Anzahl an Kapiteln werden meist unter ähnlichen Überschriften die gleichen Themen behandeln: z.B. "Byzantiner und Langobarden" (W. Goez) vs. " [...] Byzanz und die Langobarden" (E. Goez) - "Die Normannen" (W. Goez) vs. "Süditalien unter den Normannen" (E. Goez) - "Die Signorie" (W. Goez) vs. "Im Land der Signoren" (E. Goez).

Auch im Text finden sich an vielen Stellen Übereinstimmungen, bei Formulierungsvarianten: "Während im Süden der Apenninen-Halbinsel das Haus Anjou die Staufer ablöste, dann aber mit Aragón teilen mußte, veränderten sich im Norden Italiens weithin die Herrschaftsstrukturen." (W. Goez, 191) "Während sich die Anjou den Süden Italiens mit den Aragón teilen mussten [...], erlebte die Mitte und der Norden eine neuerliche Veränderung im Machtgefüge." (E. Goez, 192) - "Zu den politischen Forderungen Colas gehörte die Errichtung eines italienischen Staatenbundes unter Führung der Republik Rom; er wandte sich gegen das Willkürregiment des Adels." (W. Goez, 229) "Politisch verfolgte Cola klare Vorstellungen: Er sah Rom an der Spitze eines italienischen Staatenbundes und schrieb die Beseitigung jedes adligen Willkürregiments auf seine Fahnen." (E. Goez, 218)

Dem Wunsch zu variieren fielen indessen auch interessante Details der älteren Darstellung zum Opfer: "Drei Jahre später wurde der Doge gar offiziell als 'Freund des Sultans' zum Beschneidungsfest eines seiner [sc. Mehmeds] Söhne feierlich an den Bosporus eingeladen. Aber kurz danach kam es wegen eines entlaufenen Sklaven zum Krieg, der sechzehn Jahre währen sollte." (W. Goez, 255) "[...] der Doge wurde sogar als Freund des Sultans an den Bosporus eingeladen, um einem Fest in der Familie Mehmeds beizuwohnen. Aber das gute Einvernehmen hielt nicht lange. Wegen einer Nichtigkeit kam es zum Krieg [...]." (E. Goez, 245)

Auch die Autorin, die mit Arbeiten zu den Markgräfinnen von Tuszien und den Zisterziensern hervorgetreten ist, nimmt vernünftigerweise mit Italien mehr als nur die Apenninenhalbinsel in den Blick, behandelt also auch die Inseln und streift die sonstigen überseeischen Besitzungen, die in Verbindung zu den italienischen Herrschaften standen; auch für sie reicht das Mittelalter von der Spätantike bis zur Renaissance: Beide Darstellungen enden, etwas abrupt, mit dem Vertrag von Cateau-Cambrésis (1559).

Von beiden Autoren werden die Verhältnisse in den Ländern (insbesondere auch die im Römisch-Deutschen Reich), aus denen immer wieder in Italien eingegriffen wurde, zurückhaltend behandelt, was einerseits zu erfreulicher Kürze führt, andererseits einem Nichtkenner das Verständnis der Zusammenhänge gelegentlich erschweren dürfte.

Dem älteren Vorbild wohl ist es geschuldet, dass Ansätze und Themen der neueren Medävistik nur en passant einfließen. Das Buch bietet aber insgesamt einen soliden Überblick über die Geschichte Italiens im Mittelalter, wobei dem Süden die notwendige Aufmerksamkeit nicht vorenthalten bleibt; gut gefallen die Kapitel zu den geographischen Voraussetzungen und zum Aufstieg der Städte. Neu sind die klug ausgewählten, durchweg in schwarz-weiß gehaltenen Abbildungen, die aber durchaus eingehender hätten behandelt und teilweise etwas größer reproduziert werden dürfen, sowie ein Personen- und Ortsregister.

Uwe Israel