Robin Waterfield: Dividing the Spoils. The War for Alexander the Great's Empire (= Ancient Warfare and Civilization), Oxford: Oxford University Press 2011, XXVII + 273 S., 16 s/w-Abb., 10 Kt., ISBN 978-0-19-957392-9, GBP 18,99
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Joseph Roisman: Alexander's Veterans and the Early Wars of the Successors, Austin: University of Texas Press 2012
Noel Lenski: Constantine and the Cities. Imperial Authority and Civic Politics, Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press 2016
Daniel Ogden: Alexander the Great. Myth, Genesis and Sexuality, Exeter: University of Exeter Press 2011
Die 42 Jahre nach dem Tode Alexanders des Grossen gehören zu den formativen Jahren der alten Welt. Spätestens seit Droysen ist das erkannt worden, deswegen mutet es merkwürdig an, wenn der Autor behauptet, sein Thema sei "one of the great forgotten wars of history". Man kann nur vermuten, dass er das sagt, weil Hollywood das Thema noch nicht behandelt hat. Auf jeden Fall bietet dieses Buch für den seriösen Leser nichts Neues außer einer flotten aber nur zu oft impräzisen Sprache. Es wird als eine glatte Erzählung der Kriegsereignisse der Diadochenkämpfe gestaltet, alle dazugehörigen historischen Probleme werden entweder ignoriert, geglättet oder bloss subjektiv psychologisierend angegangen. Systematische Quellenbelege fehlen; Quellenkritik, bis auf die banale Feststellung, dass Plutarch moralisierende Biographien, nicht allgemeine Geschichte schrieb, findet nicht statt. Über Diodor und den Charakter seines Werkes wird kein Wort verloren; seine und wohl Plutarchs verlorene Hauptquelle für die Zeit, Hieronymos von Kardia, Parteigänger des Antigonos und genauer Beobachter des Geschehens, wird im Text nicht einmal erwähnt, sein Einfluss auf die existierenden Darstellungen nicht reflektiert. Nur in der Bibliographie wird sein Werk als "verloren" aufgelistet.
Daraus entsteht eine merkwürdig veraltet wirkende leicht heroisierende Geschichtschreibung, die Quellenaussagen unkritisch widergibt und die letztendlich auf eine Trivialisierung des überlieferten Geschehens hinausläuft, da Waterfield so tut, als ob er doch alles weiss, wie in einem Drehbuch für einen Abenteuerfilm (seine kurze als Anhang angefügte Prosopographie wird passend dazu "Cast of Characters" genannt). Hinzu kommt, dass er Materialien und Verallgemeinerungen, gewonnen aus späteren Zeiten, anscheinend bedenkenlos für die Entstehungszeit der hellenistischen Monarchien heranzieht. Diese Haltung ist besonders irreführend in seinem Abschnitt über die Reiche des Ptolemaios und Seleukos, wo für die Entstehungsjahre, worum es sich hier handelt, kaum Quellen für Fragen der Organisation der Königreiche vorhanden sind. Trotz der einführenden Bemerkung (155), dass die Basis seiner Ausführungen unsicher ist, wird so durch Rückschlüsse aus späteren Quellen oder allgemeinen Überlegungen dargestellt, als ob man wirklich die frühe Entwicklung dieser Staaten fassen kann, und so wieder eine falsifizierende Sicherheit durch die Art der Darstellung vorgetäuscht. Sogar nachweisbar spätere Entwicklungen, wie die Entwässerung des späteren Nomos Arsinoites im Fayyum, werden den Staatengründern zugeschrieben. Solche Fehlinterpretationen sowie unangemessene Wortwahl sind wohl unvermeidlich, wenn man weitgehend unreflektiert nur eine Auswahl der Sekundärliteratur heranzieht. Einige Beispiele: Die Behauptung, dass Demetrios von Phaleron "Athens's world famous experiment in democracy" beendete (85), entspricht keineswegs den Tatsachen und ist mehrfach irreführend; die Demokratie war kein Experiment, erst in der Moderne, wenn überhaupt, wurde sie "world-famous" - was auch immer das heissen mag - und sie ging mit Demetrios von Phaleron nicht zu Ende; dass Antigonos' Brief an die Skepsier die Griechen aufforderte, einen Bund ("League") zu schaffen, ist nicht aus dem griechischen Text, sondern höchstens aus einer zweideutigen Übersetzung erschliessbar (125); dass Seleukos sich über seinen nur als posthumen Kulttitel überlieferten Beinamen "Nikator" freute (127), lässt nur schmunzeln. Waterfield hätte auch wissen müssen, dass es keine "King and Queen of Macedon" (132) je gab, wenn er sich etwas intensiver mit den strukturellen Gegebenheiten des makedonischen Königreiches beschäftigt hätte statt bloss anzumerken, dass man sich darum streitet.
Das Buch bietet Anlass zum Bedenken. Wo ist das Publikum für ein solches gefährlich flüssig geschriebenes aber doch unausgegorenenes Kompendium, das allen Schwierigkeiten aus dem Wege geht und eine Sicherheit der Interpretation vorgaukelt, die es eigentlich gar nicht geben kann - hoffentlich nicht in Universitäten. Daran schliesst sich die grundsätzliche Frage, warum einer der angesehensten Universitätsverlage der englischsprechenden Welt eine derart oberflächliche und teilweise irreführende Darstellung in sein Programm aufnimmt. Der Leser dieser Zeitschrift kann das Buch getrost ignorieren.
R. Malcolm Errington