Peter Franz Mittag: Römische Medaillons. Caesar bis Hadrian, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2010, 307 S., 69 Bildtafeln, ISBN 978-3-515-09699-7, EUR 54,00
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Wer "römische Medaillons" hört, denkt wahrscheinlich zuerst an Francesco Gnecchis Werk "I medaglioni romani". Peter Franz Mittag geht fast 100 Jahre später aber deutlich über die Sylloge Gnecchis hinaus, da er die Stücke auch interpretiert. Gezwungenermaßen musste daher der zeitliche Rahmen von Caesar bis Hadrian einschränkt werden. Der mit Hadrian gesetzte Endpunkt ist bewusst gewählt, da er eigentlich erst den Anfangspunkt der Medaillons der römischen Kaiserzeit darstellt. Für die Beschreibung der Medaillons von Caesar bis Trajan benötigt Mittag nicht einmal 20 Seiten (23-42). Die Zahl der Prägungen liegt bei keinem dieser Kaiser über 20, während Mittag unter Hadrian 136 Medaillons zählt.
Aber was genau zählt Mittag zu den Medaillons? Dies führt zur Crux der Arbeit. Nachdem sich eine Trennung von Münze und Medaillon auf Basis des Vorhandenseins bzw. Fehlens des s(enatus) c(onsulto) schon längst als nicht tragfähig erwiesen hatte, wurden neben einer besonderen Größe (und damit verbunden einem hohen Gewicht) solch schwammige Begriffe wie außergewöhnlicher Stil und nicht geläufige Darstellungen als Kriterium angelegt. Für Mittag liegt der entscheidende Punkt im ungewöhnlichen, also nicht einem Münzstandard entsprechenden Gewicht (wodurch sich meist erst die ungewöhnliche Größe ergibt) (21). Hinzu kommen ungewöhnliche Legierungen und Randgestaltungen. Noch vor den (Geschmacks-)Fragen wie Stil, Qualität und Extravaganz der Motive zieht Mittag sinnvollerweise die praktische Beobachtung von Abnutzungsspuren: Was als Zahlungsmittel benutzt wurde, war offensichtlich eine Münze. Verteilt wurden die Medaillons vermutlich als Geschenk an einen eher kleinen Personenkreis (unter der Annahme einer geringen Ausprägung) aus dem Nahverhältnis des Kaisers (22). Nur hier lässt Mittag in seiner Arbeit eine Antwort vermissen: Zwar nimmt er für den rasanten Anstieg der Medaillonprägungen unter Hadrian einen Zusammenhang mit den 'Freunden' des Kaisers an. Da aber wohl anzunehmen ist, dass die Kaiser vor Hadrian ebenfalls 'Freunde' hatten, deren Loyalität sie sich mit Geschenken zu sichern suchten, stellt sich die Frage, warum Hadrian gerade auf Medaillons verfallen ist.
Die Interpretation der Medaillons Hadrians ist ausführlich und sinnvoll gegliedert. Da den Medaillons die den Münzen eigene Datierung per tribunicia potestas verwehrt blieb, birgt eine chronologische Sortierung trotz zahlreicher Versuche letztendlich die Gefahr von Zirkelschlüssen. Viel eher lohnt da die von Mittag im Zweifelsfall gewählte thematische Gliederung (z.B. für die Jahre 123/4-128 n.Chr. 65-81).
Es folgen der Katalog (111-186) sowie Zweifelsfälle und außergewöhnliche, aber auf gewöhnlichen Schrötlingen geprägte und daher nicht in den Katalog aufgenommene Exemplare (187-211). Eine Konkordanz erweist Gnecchi die Ehre (212-214). Das Literaturverzeichnis ist angesichts der historischen Einordnung der Medaillons eher knapp, wäre andererseits aufgrund der behandelten Zeitspanne zwangsläufig ausgeufert. Die Tafeln sind überwiegend qualitätsvoll. Nur für den Textteil sollte sich der Steiner-Verlag um eine neue Druckerei bemühen (fehlende Wortteile z.B. 34; 51). Insgesamt sind die 15 Jahre seit Beginn der Arbeiten Mittags zu einem äußerst erfreulichen Ende gekommen.
Stefan Priwitzer-Greiner