Ines Elsner: Friedrich III./I. von Brandenburg-Preußen (1688-1713) und die Berliner Residenzlandschaft. Studien zu einem frühneuzeitlichen Hof auf Reisen. Ein Residenzhandbuch, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verlag 2012, 564 S., 79 Abb., 1 CD-ROM, ISBN 978-3-8305-3142-5, EUR 69,00
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Mit ihrer Studie zur Mobilität des letztlich in Cölln gelegenen Hofes der Hohenzollern hat Ines Elsner einen gewichtigen Baustein zur Hofgeschichte im Alten Reich um 1700 gelegt. Denn ihre akribischen Studien machen sichtbar, wie die einzelnen Schlösser und deren zugehörige Anlagen von der höfischen Gesellschaft, insbesondere ihrem Kern, dem Monarchen über die Zeit genutzt wurden. Dadurch fällt neues Licht auf die Regierungspraxis eines Monarchen im Alten Reich um 1700. Divertissement und Herrschen ergänzten einander. Aufgrund der Quellenlage kann dies nicht lückenlos für den gesamten Zeitraum geschehen, aber die Breite des Materials erlaubt dennoch sehr präzise Angaben zum Verhalten des Monarchen im Kreislauf des Jahres. Beinahe 40 Objekte besuchte Friedrich III./I. während seiner 25-jährigen Regentschaft. Natürlich entfiel etwa die Hälfte der Aufenthalte auf das Residenzschloss an der Spree, aber die übrige Zeit bewegte er sich, wenn er sich nicht auf einer Reise außerhalb der Landesgrenzen befand, innerhalb der in der Mittelmark gelegenen Residenzlandschaft. Friedrich hatte mit großer Energie die ihm von seinen Vorfahren überlassenen Landschlösser, Gärten und Jagdreviere zu einem Gesamtgefüge vereint, allerdings gab es eindeutige Präferenzen in der Nutzung der Landschlösser.
Ähnliches beobachten wir beispielsweise auch in Kursachsen, wo August der Starke eine Gruppe von etwa 30 stattlichen Burgschlössern bevorzugt besuchte, deren geografische Gemeinsamkeit in der Erreichbarkeit über die Elbe und deren Zuflüsse bestand. Bemerkenswert unter den Ergebnissen dieser Studie ist daher vor allem die Nutzungshäufigkeit einzelner Räume bzw. Schlössergruppen. Zur Charakteristik letzterer spricht die Verfasserin von Haupt- und Satellitenschlössern, was sicherlich den Sachverhalt angemessen umschreibt. Dadurch gewinnen wir eine deutliche Vorstellung von den Vorlieben des Königs. Allerdings lässt die Verfasserin weitgehend außer Acht, in welcher familiären Begleitung der Monarch diese Anlagen aufsuchte. So zeigen die Hofjournale sehr deutlich, dass Friedrich und seine Gemahlin Sophie Charlotte in aller Regel getrennte Wege gingen. Gleichwohl erfahren wir sehr viel über diplomatische Begebenheiten, das Divertissement, die praktischen Probleme der Hofversorgung sowie die Personengruppen aus dem Kreis der Amtsträgerschaft, welche Friedrich umgaben. Insoweit hat die Studie, die auf vieljährigen Archivstudien beruht, Handbuchcharakter.
Während im ersten Teil der Untersuchung der Leser ausführlich über die Vorgehensweise der Autorin, die Quellen- und Literaturlage sowie einige Forschungsdebatten informiert wird, wird im zweiten Teil des Buches dieser Anspruch eingelöst, indem die diversen Quellengruppen und Fragestelllungen zu einer umfassenden Sicht auf den Hof der Hohenzollern unter dem Aspekt der Mobilität und deren Grundlagen zusammengeführt werden. Die Verfasserin verzeichnet für jedes von Friedrich III./I. genutzte Schloss nach einem umfänglichen Raster ihr reiches Material. Es werden an dieser Stelle jeweils chronologisch und sachlich politische Nachrichten zu Friedrichs Regentschaft und Hofleben, zur Bau- und Ausstattungsgeschichte sowie Angaben zu naturräumlichen Eigenschaften vereint. Im Übrigen werden sämtliche Schlossbeschreibungen durch die Wiedergabe von Bildquellen ergänzt. Insbesondere die zahlreichen Karten tragen zum besseren Verständnis der funktionalen Zusammenhänge innerhalb der Residenzlandschaft bei. An diesem umfangreichen Teil der Arbeit werden künftige Studien anknüpfen müssen.
Im Anhang werden noch einige aussagekräftige Quellen zur Brandenburger Hofgeschichte um 1700 ediert, dazu kommt eine umfangreiche Bibliografie. Sie täuscht allerdings gelegentlich darüber hinweg, dass eine beträchtliche Zahl dieser Arbeiten mit ihren Ergebnissen nicht immer in die Überlegungen der Verfasserin ausreichend eingeflossen ist. Bei der vieljährigen Genese der Studie und der Reichhaltigkeit der archivalischen Vorarbeiten wird man dies allerdings auch nicht erwarten können.
Peter-Michael Hahn