Frédéric Ieva (a cura di): I trattati di Utrecht. Una pace di dimensione europea (= I libri di Viella; Vol. 217), Roma: Viella 2016, 199 S., ISBN 978-88-6728-431-3, EUR 29,00
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Verglichen mit anderen Kriegen der Frühen Neuzeit, wie etwa dem Dreißigjährigen oder dem Siebenjährigen Krieg, genießt der Spanische Erbfolgekrieg in der deutschen Öffentlichkeit und Geschichtswissenschaft eher geringe Aufmerksamkeit. In anderen europäischen Ländern, die stärker von diesem militärischen Konflikt und seinen Folgen betroffen waren, ist das anders. Das gilt nicht nur für Spanien selbst, sondern etwa auch für Italien. Denn die Apenninen-Halbinsel war nicht nur einer der wichtigsten Kriegsschauplätze, sondern durch die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden (1713/14) wurde ihre politische Landkarte grundlegend verändert.
Der vorliegende Sammelband versammelt die Tagungsakten eines internationalen Kolloquiums zur Erinnerung an das dreihundertjährige Jubiläum des Utrechter Friedens, das am 9. Mai 2013 in Chiomonte (Piemont) stattfand. Die Beiträge des schlanken, knapp 200 Seiten umfassenden Bandes sind überwiegend in italienischer Sprache verfasst. Es gibt aber auch zwei französische und je einen englischen und spanischen Aufsatz. Die Texte sind nicht in Sektionen gruppiert, lassen jedoch zwei thematische Schwerpunkte erkennen.
Der größere Teil der Aufsätze behandelt den allgemeinen Stellenwert des Erbfolgekriegs und der ihn beendenden Friedensschlüsse für die Staatenordnung im westlichen Europa. Die Einleitung von Frédéric Ieva gibt einen Überblick über die diversen bilateralen Friedensverträge von Utrecht und ordnet die folgenden Beiträge in den Kontext ein. Giuseppe Ricuperati reflektiert über den Stellenwert des Friedensschlusses für Italien, Europa und die Welt und berücksichtigt in diesem Zusammenhang auch den Kulturaustausch beim Friedenskongress. Lucien Bély, einer der besten Kenner des Utrechter Friedens, zeichnet in seinem Aufsatz eine Chronologie der Friedensverhandlungen und -verträge. Er macht unter anderem deutlich, dass Utrecht nur ein Verhandlungsschauplatz unter anderen - und nicht einmal der wichtigste - war. Für Spanien markierten der Erbfolgekrieg und die Friedensverträge von 1713/14 einen machtpolitischen Abstieg. José Martínez Millán vertritt die Auffassung, dass mit der Einsetzung der Bourbonen das in Theorie und Praktiken dem Machiavellismus entgegengesetzte Konzept der durch eine "religiosidad radical" (44) geprägte "Monarquía católica" erledigt gewesen sei. Vor einer Überbewertung der "Atlantic World" für die Entwicklung der europäischen Staatenbeziehungen 1688 bis 1725 warnt Christopher Storrs, der vielmehr hervorhebt, dass der Mittelmeerraum und damit auch Italien einen hohen Stellenwert im Ringen der europäischen Mächte um Herrschaftsgebiete und Einflusssphären behielten. Elisa Mongiano ordnet den Frieden von Utrecht in die Entwicklung der internationalen Beziehungen zwischen dem Westfälischen und dem Aachener Frieden ein, und Antonio Trampus reflektiert darüber, inwieweit die Utrechter Ordnung als Voraussetzung der Völkerrechtslehre des 1713 geborenen Emer de Vattel und insbesondere seiner Ausführungen zur Stellung von Kleinstaaten zu betrachten sei. Einen erst in den letzten Jahrzehnten stärker beachteten Aspekt thematisiert Marcello Verga, wenn er an die Rückkehr von Kaiser und Reich nach Italien im Zeitalter des Spanischen Erbfolgekriegs erinnert.
Eine andere, kleinere Gruppe von Aufsätzen stellt das Haus Savoyen in den Mittelpunkt. Piero Del Negro untersucht, wie der Jesuit Giacomo Sanvitale in seiner 1738 erschienenen Biografie des Prinzen Eugen die für seinen Helden wenig erfolgreichen Jahre 1711 bis 1713 in möglichst schonender Weise interpretierte. Géraud Poumarède zeichnet den Seitenwechsel Savoyens im Jahr 1703 nach und bewertet ihn mit gutem Grund als einen "tournant de la guerre de Succession d'Espagne en Italie". Pierpaolo Merlin liefert eine biografische Skizze des savoyischen Gesandten in Utrecht Pierre Mellarède. Frédéric Ieva schließlich schildert den für das Haus Savoyen zentralen Erfolg des Utrechter Friedens: den Erwerb der Königswürde, mit dem die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Bestrebungen der Savoia, unter die gekrönten Häupter Europas aufzusteigen, nach vielen Rückschlägen zum Ziel gelangten.
Der Sammelband, dessen Beiträge durch ein Namenregister erschlossen werden, gehört sicher nicht zu den gewichtigsten Publikationen zum Jubiläum des Spanischen Erbfolgekriegs und der Friedensschlüsse 1713/14. Dafür ist er nicht nur zu schmal, sondern auch zu heterogen ausgefallen. Dennoch sind die hier versammelten Aufsätze durchaus lesenswert, vor allem diejenigen, die, zum Teil unter Benutzung bisher kaum ausgewerteten Quellenmaterials, neues Licht auf Einzelaspekte dieser für Italien und Westeuropa so ereignis- und folgenreichen Epoche werfen.
Matthias Schnettger