Youssef Mogtader / Gregor Schoeler: Turandot. Die persische Märchenerzählung. Edition, Übersetzung, Kommentar, Wiesbaden: Reichert Verlag 2017, 134 + 57 S., ISBN 978-3-95490-283-5, EUR 39,80
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Sanjay Subrahmanyam: Explorations in Connected History. Mughals and Franks, Oxford: Oxford University Press 2005
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Lorenz Korn / Eva Orthmann / Florian Schwarz u.a. (Hgg.): Die Grenzen der Welt. Arabica et Iranica ad honorem Heinz Gaube, Wiesbaden: Reichert Verlag 2008
Jonathan Brown: The Canonization of al-Bukhārī and Muslim. The Formation and Function of the Sunnī Ḥadīth, Leiden / Boston: Brill 2007
Kristina L. Richardson: Difference and Disability in the Medieval Islamic World. Blighted Bodies, Edinburgh: Edinburgh University Press 2012
Betül Başaran : Selim III, Social Control and Policing in Istanbul at the End of the Eighteenth Century. Between Crisis and Order, Leiden / Boston: Brill 2014
Peter Wien: Iraqui Arab Nationalism. Authoritarian, Totalitarian, and Pro-Fascist Inclinations, 1932-1941, London / New York: Routledge 2006
Ich denke, die meisten von uns kennen Giacomo Puccinis (1858-1924) Oper "Turandot". Das Libretto basiert auf einem 1762 angefertigten Schauspiel des italienischen Dramatikers Carlo Graf Gozzi (1720-1806). Der Venezianer Gozzi hatte sich als erster europäischer Dichter der Turandot-Geschichte angenommen. Da sein Stück den Titel "Turandot. Fiaba chinese teatrale tragicomica" ("Turandot. Chinesisches tragikkomisches Märchenspiel") trug, verortete man in Europa fortan die Herkunft des Stoffes in China. Das ist allerdings falsch. Die Turandot-Geschichte kommt aus dem islamisch-persischen Raum und findet sich in einer Reihe von Erzählsammlungen.
In dem hier vorliegenden Werk hat es sich der bis 2009 an dem Orientalischen Seminar der Universität Basel tätige Gregor Schöler zusammen mit dem ebendort lange Jahre als Lektor angestellten Youssef Mogtader zur Aufgabe gemacht, zwei der erhaltenen persischen Turandot-Texte zu identifizieren, zu edieren und zu übersetzen.
Eine Art kurze "Ur-Version" der "Rätselprinzessin" findet sich in Sadïd ad-Dïn Muḥammad ʿAufïs (ca. 1170-ca. 1232) Werk Ǧawāmiʿ ul-ḥikāyāt ("Erzählungssammlung"). Schoeler und Mogtader haben als Grundlage für ihre Edition folgende Texte benutzt: (1) Das Offset (1956) einer Handschrift, die dem Herausgeber zufolge aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts stammt (= R); (2) ein Manuskript aus der Pariser Bibliothèque Nationale aus dem Jahr 1300 (= P) sowie (3) eine Wiener Handschrift aus der Österreichischen Nationalbibliothek von 1490-1 (= W). Die drei Fassungen unterscheiden sich geringfügig - P und R weniger, W hat Kürzungen. Für die Edition fungierte R als Leithandschrift.
Aus der Kurzversion haben sich dann im Laufe der Zeit Langfassungen entwickelt, die in der Regel den Titel "Geschichte des Prinzen aus Turan" tragen. Als Basis der Edition dieser erweiterten Erzählung nahmen die beiden Islamwissenschaftler die erste Geschichte in der Oxforder Sammelhandschrift Bodleiana Ouseley Nr. 58 (undatiert, wahrscheinlich 18. Jahrhundert). Zum Vergleich wurden dann noch fünf weitere handschriftliche oder gedruckte Fassungen herangezogen. Allerdings handelt es sich in diesen Texten um völlig unterschiedliche Versionen der Erzählung.
Neben der tadellosen Edition und der ganz ausgezeichneten Übersetzung der beiden Geschichten bietet das Buch den Lesern noch den textuellen Kontext des Märchens von der männerfeindlichen Rätselprinzessin, die Geschichte des Stoffes von Gozzis Schauspiel über Friedrich von Schillers (1759-1805) Bearbeitung ("Turandot, Prinzessin von China. Ein tragigkomisches Märchen nach Gozzi") bis hin zum Libretto von Puccinis Oper Turandot sowie ein Interpretationsvorschlag für beide Märchen.
Alles in allem zeigt das Buch, zu welchen großartigen Leistungen "klassische" philologische Arbeit fähig ist.
Stephan Conermann