Nicolas Weill-Parot / Mireille Ausécache / Joelle Chandelier et al.: De l'homme, de la nature et du monde. Mélanges d'histoire des sciences médiévales offerts à Danielle Jacquart (= Hautes Études Médiévales et Modernes; 113), Genève: Droz 2019, 497 S., ISBN 978-2-600-05740-0, EUR 86,00
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Natalie Jayne Goodison: Introducing the Medieval Swan, Cardiff: University of Wales Press 2022
Ruth Mazo Karras: Thou Art the Man. The Masculinity of David in the Christian and Jewish Middle Ages, Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press 2021
Katelynn Robinson: The Sense of Smell in the Middle Ages. A Source of Certainty, London / New York: Routledge 2019
Diese Festschrift ist der hochangesehenen Gelehrtin Danielle Jacquart gewidmet, deren Forschungsinteressen sich vor allem auf die mittelalterlichen Naturwissenschaften richten, die hier in einer Fülle von Einzelstudien vertieft untersucht werden. Dazu gehörten insbesondere die zahlreichen Übersetzungsbemühungen vor allem bezogen auf arabische Texte, die ja wiederum meist aus dem Altgriechischen stammten, um diese den Lateinisch sprechenden Intellektuellen des europäischen Mittelalters zugänglich zu machen. Jacquart hat sich insbesondere darum verdient gemacht, zwischen 1990 und 2016 eine fast unablässige Reihe von hochkarätigen Konferenzen zu organisieren und zugleich eine außerordentlich beeindruckende Fülle an Veröffentlichungen vorzulegen. Hierbei behandelte sie Themen wie Sexualität und Medizin, arabische und westliche Medizin, die Werke Arnolds von Villanova, Liebeskrankheit, Übersetzungslehren oder das medizinische Lexikon.
Michel Hochmann bietet eingangs eine knappe biographische Skizze, der eine Bibliographie Jacquarts und eine Einleitung folgen. Die Tabula gratulatoria und das Inhaltsverzeichnis finden sich leider erst am Ende des umfangreichen Bandes. Thematisch gliedern sich die Aufsätze in die folgenden Gruppen: 1. griechische, arabische und lateinische Naturwissenschaft; 2. Arithmetik, Optik und Spiegellehren; 3. Astrologie, Sphären und Sterne; 4. Medizin und Philosophie aus vielerlei Sicht; 5. Dichtung, Liebe, Alchemie und Kochrezepte; und 6. Ärzte, Höfe und Städte.
Es ist kaum möglich, auf dem engen Raum einer Rezension den einzelnen Beiträgen gerecht zu werden. Schon die Titel der einzelnen Sektionen geben zu erkennen, wie breit das Themenspektrum wirklich gefächert ist, wobei jede Studie sehr gezielt auf Spezialfragen eingeht. Zudem erstreckt sich das chronologische Spektrum vom frühen Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit. Die meisten Beiträge sind auf Französisch verfasst, aber es gibt auch einige auf Deutsch, Englisch und Französisch. Global gesehen kommen insgesamt Aspekte zur Sprache, die das Feld der gesamten Naturwissenschaft und Medizin vom 11./12. bis zum 16. Jahrhundert betreffen, und man kann allen Beiträgern grundsätzlich hohe Anerkennung dafür aussprechen, ihre Untersuchungen gründlich und gut recherchiert zu haben. Allerdings fällt auch ins Auge, dass die jüngere Forschung der vergangenen 20 Jahre kaum noch eingeflossen ist. Dies ist insofern zu verschmerzen, als die Primärquellen dankenswerterweise im Zentrum stehen. Die Autoren setzen sich also besonders umfangreich mit den für sie wichtigen Handschriften auseinander, die leider in keinem Index insgesamt zusammengefasst werden. Immerhin findet sich am Ende ein Register der Namen, aber ein solches für Themen, Materialien oder Forschungsaspekte fehlt bedauerlicherweise.
Anstatt sich den einzelnen Studien zu widmen, was bei der großen Anzahl sowieso unmöglich wäre, sei allgemein als Ergebnis festgehalten, wie detailliert und tiefschürfend bereits im Mittelalter naturwissenschaftliche und medizinische Fragen untersucht wurden. Es ist ungemein erfreulich zu beobachten, dass es bis heute so viele hochqualifizierte Wissenschaftler gibt, die sich diesen Themen widmen, was viel mit der in vorlegendem Band geehrten Danielle Jaquart zu tun hat, die sich über viele Jahre intensiv damit beschäftigte, ihre KollegInnen auf Konferenzen zusammenzubringen und die Forschung auf diesen Gebieten entschieden voranzutreiben. Diese Forschung beinhaltet jedoch nicht nur geometrische, astronomische, optische oder medizinische Aspekte, sondern auch astrologische und philosophische. Dazu erfahren wir auch einiges über ethische, moralische oder melancholische Fragen - und weil dann sogar Kochrezepte untersucht werden, entzieht sich uns insgesamt die Möglichkeit, auf einzelne Beiträge konkret einzugehen.
Leider gibt es praktisch keine Bezugnahme der einzelnen Studien aufeinander, und die Herausgeber, hier nicht individuell aufgeführt, haben in dieser Hinsicht auch keinerlei Versuche unternommen. Ein intellektueller Austausch unter den Autoren findet nicht statt. Eine kleine Frage stellt sich zuletzt mit Blick auf den Buchtitel, denn zwar geht es hier überall um den Menschen, die Natur und somit die Medizin, ja auch um Kochrezepte, aber welcher Bezug auf die Welt ist hier wohl gemeint?
Albrecht Classen