Rezension über:

Klaus Jaitner: Instruktionen und Relationen für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen von Sixtus V. bis Innozenz IX. (1585-1591) (= Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte; Bd. 66), Freiburg: Herder 2021, 512 S., ISBN 978-3-451-39068-5, EUR 85,00
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Rezension von:
Matthias Schnettger
Historisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Redaktionelle Betreuung:
Peter Helmberger
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Schnettger: Rezension von: Klaus Jaitner: Instruktionen und Relationen für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen von Sixtus V. bis Innozenz IX. (1585-1591), Freiburg: Herder 2021, in: sehepunkte 22 (2022), Nr. 3 [15.03.2022], URL: https://www.sehepunkte.de
/2022/03/36444.html


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Klaus Jaitner: Instruktionen und Relationen für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen von Sixtus V. bis Innozenz IX. (1585-1591)

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Es ist nun schon etliche Jahre her, dass in jeweils zwei- bis dreibändigen Editionen die Hauptinstruktionen für die päpstlichen Nuntien während der Pontifikate Clemens' VIII. (1592-1605), Pauls V. (1605-1621) und Gregors XV. (1621-1623) veröffentlicht worden sind. [1] Alle, die diese Bände mit Gewinn benutzt haben, werden sich freuen, dass Klaus Jaitner, der schon die Edition der Hauptinstruktionen Pauls V. und Gregors XV. verantwortet hat, nun eine neue Publikation vorgelegt hat, die den wichtigen Pontifikat des Reformpapstes Sixtus V. Peretti (1585-1590) sowie die sehr kurzen Pontifikate seiner Nachfolger Urban VII. Castagna (1590), Gregor XIV. Sfondrati (1590-1591) und Innozenz IX. Facchinetti (1591) abdeckt.

Dass diese Edition mit nur einem Band knapper ausgefallen ist als die vorgenannten Unternehmen, liegt nicht nur daran, dass sie einen vergleichsweise kurzen Zeitraum behandelt, sondern hat vor allem damit zu tun, dass Sixtus V. eine Abneigung gegen klassische schriftliche Instruktionen hegte und es bevorzugte, die Nuntien im Gespräch über seine Ziele und ihre Aufgaben in Kenntnis zu setzen. Das Fehlen von schriftlichen Instruktionen wurde partiell dadurch aufgefangen, dass die scheidenden Nuntien im Auftrag des Staatssekretariats Finalrelationen formulierten, die ihren Nachfolgern als Informationsreservoir dienen konnten (9 f.). So kommt es, dass die Edition nur wenige klassische Instruktionen, im Übrigen aber Finalrelationen und weitere verwandte Dokumente enthält. Überhaupt machen die Quellen mit 165 Seiten lediglich ein knappes Drittel des Bandes aus (191-355) - wobei sie freilich kleiner gesetzt sind als die übrigen Textteile.

Der Editionsteil ist chronologisch aufgebaut. Alle im Untersuchungszeitraum abgeordneten Nuntien, Legaten und sonstigen päpstlichen Diplomaten werden hier aufgeführt, unabhängig davon, ob für sie eine Instruktion oder Relation vorliegt oder nicht. Für jeden einzelnen wird zudem auf die archivalische Überlieferung der Korrespondenzen, gegebenenfalls der Fakultäten sowie auf etwaige Editionen und einschlägige Publikationen hingewiesen, eine sehr nützliche Hilfestellung für die vertiefende Forschung. Die meisten Instruktionen und Relationen werden durch einleitende deutschsprachige Regesten erschlossen, was den Zugang sehr erleichtert. Bei einigen Dokumenten, z.B. der "Apologia", die Kardinal Giovanni Francesco Morosini über seine Legation in Frankreich im April 1590 im Kardinalskollegium vortrug (319-334), fehlt ein Regest bedauerlicherweise.

Die publizierten Quellen beinhalten vielfältige Informationen, vor allem selbstverständlich zu den Zielsetzungen und Strategien der päpstlichen Politik sowie den konkreten Verhandlungen der Nuntien, und dies in einem ereignisreichen Zeitraum. Für einige Länder kann man sogar von einer Zäsur sprechen, namentlich für Frankreich, wo nach der Ermordung König Heinrichs III. (1589) der Hugenotte Heinrich IV. von Navarra die Thronfolge antrat. Der Heilige Stuhl entsandte Truppen gegen den Bourbonen, ventilierte aber auch die Möglichkeit, das Problem durch Heinrichs Konversion zum Katholizismus zu lösen (vgl. 29-44). Für die päpstliche Frankreichpolitik sind u.a. die eigenhändigen "Ricordi" Sixtus' V. für Francesco Morosini (1588, 263-265), die Instruktionen für Enrico Caetani, Legat in Frankreich (1589/90, 308-314, 315-319), die erwähnte "Apologia" Morosinis und die Instruktion für den Nuntius Marsilio Landriano (1591, 341-347) aussagekräftig. Aber auch für kulturgeschichtliche Fragestellungen wie etwa die nach der Wahrnehmung ihrer Dienstorte durch die päpstlichen Diplomaten sind die Quellen sehr gehaltvoll. So lassen die Finalrelationen der Nuntien am Kaiserhof Germanico Malaspina (1585/86, 193-205) und Filippo Sega (1586/87, 238-258) erkennen, wie die päpstlichen Diplomaten die Reichsverfassung bewerteten. Ein anderes Stück, nämlich die Instruktion für den Legaten Ippolito Aldobrandini (1588, 260-263), ist dem Zeremoniell in Polen-Litauen gewidmet.

Vor der eigentlichen Quellenedition bietet der Bearbeiter umfassende und wertvolle Zusatzinformationen zu den Päpsten, ihren Biographien und ihren Pontifikaten, zu den päpstlichen Diplomaten und dem Personal der päpstlichen Sekretariate. Auch für die Nuntien, Legaten und sonstigen päpstlichen Diplomaten werden Kurzbiographien zur Verfügung gestellt (73-190). Hier wie in den Abschnitten zu den päpstlichen Pontifikaten lässt Jaitner passagenweise in langen Zitaten ausgiebig die Quellen zu Wort kommen, was die Lektüre für Personen, die des Italienischen nicht mächtig sind, freilich erschweren dürfte.

Im Anschluss an den Editionsteil folgen noch Aufstellungen zum Hofstaat der Päpste, zum Personal der Römischen Kurie, zu den Referendaren, zu den Bischofsernennungen für Italien und zum Kardinalskollegium, teilweise mit recht umfangreichen Informationen zur Biographie, zur Verwandtschaft oder zum Einkommen der Betreffenden. Es folgt ein Anhang, der Verzeichnisse der Abkürzungen und Archivalien, eine Bibliographie sowie ein Personen- und ein Ortsregister enthält.

Die Edition erschließt zentrale Dokumente zur päpstlichen Diplomatie im späten 16. Jahrhundert, die für die Bearbeitung unterschiedlichster Fragestellungen mit erheblichem Ertrag herangezogen werden können. Die erwähnten Schönheitsfehler, wie insbesondere die teilweise fehlenden Regesten, und kleinere Nachlässigkeiten (z.B. falsche Jahreszahlen in der Zeittafel, 12) stehen dem nicht im Wege.


Anmerkung:

[1] Klaus Jaitner (Bearb.): Die Hauptinstruktionen Clemens' VIII. für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen 1592-1605 (Instructiones Pontificum Romanorum), 2 Bde., Tübingen 1984; Silvano Giordano (Bearb.): Le istruzioni generali di Paolo V ai diplomatici pontifici 1605-1621, 3 Bde., Tübingen 2003; Klaus Jaitner (Bearb.): Die Hauptinstruktionen Gregors XV. für die Nuntien und Gesandten an den europäischen Fürstenhöfen 1621-1623 (Instructiones Pontificum Romanorum), 2 Bde., Tübingen 1997.

Matthias Schnettger