Stuart E. Prall: The Puritan Revolution and the English Civil War (= The Anvil Series), Malabar, Fl.: Krieger Publishing 2002, IX + 201 S., ISBN 978-0-89464-889-2, USD 19,95
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Steve Murdoch (ed.): Scotland and the Thirty Years' War, 1618-1648, Leiden / Boston: Brill 2001
Krishan Kumar: The Making of English National Identity, Cambridge: Cambridge University Press 2003
Ken MacMillan / Jennifer Abeles (eds.): John Dee. The Limits of the British Empire, Westport, CT: Praeger Publishers 2004
Die Englische Revolution ist längst nicht so bekannt oder gar berühmt wie ihr französisches Pendant. Neben einer Reihe schwer wiegenderer Gründe liegt das vielleicht auch daran, dass sie mit ganz unterschiedlichen Bezeichnungen belegt wurde. Erst spät einigte man sich darauf, dass der früheren Revolution und nicht der "Glorreichen" von 1688 das Prädikat "Englisch" zusteht. Vielleicht gerade auch weil der Begriff "Englische Revolution" nicht im Titel seines Buches vorkommt, wählt Stuart E. Prall die Debatte über ihre Ursachen als Einstieg. Damit eröffnet er einen Einblick in ein Forschungsfeld, das bereits eine eigene Metahistoriografie zur "Debate on the English Revolution" [1] hervorgebracht hat.
Nachdem er seine Leser so auf die Komplexität des Themas vorbereitet hat, behandelt Prall auf knapp 120 Seiten chronologisch die sich zuspitzende Verfassungskrise und den Weg in den Bürgerkrieg, das Ende Karls I., die Zeit des Protektorats und die Restauration der Stuarts. Es folgen 70 Seiten Auszüge aus Quellen wie der Grand Remonstrance oder dem Todesurteil gegen den König. Die zusammengestellten Texte sind nicht nur als Anhang zu sehen, sondern werden auch in den Hauptteil des Buches eingebunden und kommentiert. Die Textauszüge sind für eine intensivere Beschäftigung natürlich nicht lang genug, aber als Einführung und für den Unterricht sicher geeignet.
Es versteht sich von selbst, dass Prall auf 120 Seiten viele Themen nur umreißen kann und gezwungen ist, komplexe Zusammenhänge plakativ zu vermitteln. Diese Kürze ist aber nicht als Nachteil zu sehen, zumindest wenn man die Zielgruppe bedenkt: Wer sich zum ersten Mal mit dieser Epoche englischer Geschichte befasst, wird mit den wichtigsten Informationen versorgt, ohne sich in einer am Anfang unüberschaubaren Menge an Fakten zu verlieren. Der Aufbau des Buches unterstützt diesen Ansatz: Die zehn Kapitel (etwa "The Trial of Charles I" oder "The Commonwealth of England, Scotland, Ireland - Levellers and Diggers") unterteilen sich in jeweils rund eine Seite umfassende, mit Überschriften versehene Abschnitte, die - unterstützt von einem Index - schnellen Zugriff ermöglichen. Der Verlag positioniert "The Anvil Series", in der Pralls Buch erschienen ist, als "supplementary material for college history courses". Dass dabei vor allem auf den amerikanischen Markt abgezielt wird, merkt man erfreulicherweise auch daran, dass in englischer Literatur meist als vertraut vorausgesetzte Begriffe (wie etwa bestimmte Ämter) für die Leser erklärt werden.
"The Anvil Series" hat sich nicht nur eine kompakte Informationsvermittlung auf die Fahnen geschrieben, sondern will diese auch "upon the most recent research" basieren lassen. Insofern mutet es zumindest etwas seltsam an, dass das neueste in der Bibliografie genannte Werk von 1997 stammt - Aufsätze sind hier allerdings erst gar nicht verzeichnet. Nun kann man bei einem Überblickswerk, das wichtige Literatur auf drei Seiten zusammenfassen muss, immer die Abwesenheit des einen oder anderen lieb gewonnenen Werkes beklagen. Gerade aber, wenn man einen guten Überblick ermöglichen will, hätte beispielsweise Jonathan Scotts "England's Troubles" von 2000 ruhig genannt werden können, da es zu den wichtigeren Veröffentlichungen gehört, die Englands revolutionäres Jahrhundert als Ganzes in den Blick nehmen. Die Literaturliste ist insgesamt der schwächste Teil des Buches; nicht unbedingt wegen ihrer Kürze, sondern wegen ihrer alphabetischen Sortierung: Da es fast keine Fußnoten gibt und längst nicht alle im Buch erwähnten Titel in der Bibliografie genannt werden, ist eine alphabetische Gliederung zum Auffinden referenzierter Publikationen gar nicht nötig. Hilfreicher wäre ein systematischer Aufbau gewesen, der zu bestimmten Themen weitere Lektüreempfehlungen gibt, statt Einsteiger vor eine unkommentierte Liste zu stellen.
Diese Kritikpunkte betreffen mehr den Aufbau der Reihe an sich als "The Puritan Revolution" selbst, erschweren aber gerade bei diesem komplizierten Forschungsfeld die weiterführende Beschäftigung. Und dazu lädt das Buch selbst durchaus ein. Trotz der Vorgaben des systematischen Aufbaus ist es Prall nämlich gelungen, eine pfiffige und durchgängig gut lesbare Geschichte der Revolution zu erzählen. Auch Pralls Historiografiegeschichte ist keine trockene Angelegenheit: "In 1938 G. M. Trevelyan [...] published The English Revolution. It was about 1688-1689. In 1940 Christopher Hill published The English Revolution. It was about 1640-1660. Hill won. Trevelyan lost. No one ever since has called 1688-89 the English Revolution" (4).
Prall bietet nicht nur eine Zusammenschau der Ereignisse, sondern versucht zu zeigen, wie sich unterschiedliche Erklärungsansätze verbinden lassen, wobei für ihn die Revolutionen des 17. Jahrhunderts als Lösungsversuche einer letztlich konstitutionellen Krise im Vordergrund stehen. Es ist hier nicht der Ort, ein weiteres Mal die Debatte über die Ursachen der Revolution zu eröffnen, aber Pralls Darstellung ist balanciert genug, um trotz dieser Positionierung nicht einseitig zu sein. Einzig hätte man sich wünschen können, dass er gerade angesichts der Zielgruppe seine Perspektive etwas klarer als eben solche herausstellt - auf der Website des Verlages geschieht das ja zumindest.
Abgesehen von den im Konzept der Reihe angelegten Kritikpunkten ist "The Puritan Revolution" ein gelungenes Einführungswerk, das sich für das Grundstudium besonders eignet. Mehr noch: es macht Freude, es zu lesen.
Anmerkung:
[1] R. C. Richardson: The debate on the English Revolution, London 1977 und spätere Auflagen.
Torsten F. Reimer