Hanna Vollrath / Natalie Fryde (Hgg.): Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III., München: C.H.Beck 2004, 263 S., 4 Karten, ISBN 978-3-406-49463-5, EUR 12,90
Inhaltsverzeichnis dieses Buches
Buch im KVK suchen
Bitte geben Sie beim Zitieren dieser Rezension die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Helge Wittmann: Im Schatten der Landgrafen. Studien zur adeligen Herrschaftsbildung im spätmittelalterlichen Thüringen, Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2008
Ulrich Fischer: Stadtgestalt im Zeichen der Eroberung. Englische Kathedralstädte in frühnormannischer Zeit (1066-1135), Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2009
Caspar Ehlers / Helmut Flachenecker (Hgg.): Deutsche Königspfalzen. Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung. Sechster Band: Geistliche Zentralorte zwischen Liturgie, Architektur, Gottes- und Herrscherlob: Limburg und Speyer, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005
Nach Bänden zu den französischen und deutschen Herrschern des Mittelalters legt der Beck-Verlag nun mit dem hier anzuzeigenden Werk einen Band über die englischen Herrscher des Mittelalters vor. [1] Im Vergleich zu ihren kontinentalen Standesgenossen erscheinen die Herrscher Englands als zähe, langlebige Genossen. Achtundzwanzig französischen und einundvierzig deutschen Königen stehen siebzehn englische Könige gegenüber - ein Umstand dessen Bewertung in vergleichender europäischer Perspektive noch aussteht.
In der Konzeption unterscheidet sich das von Hanna Vollrath und Natalie Fryde herausgegebene Buch von den beiden anderen Bänden. Anstelle von kurzen Einzelporträts behandeln jeweils verschiedene Autoren die englischen Herrscher in sieben, in chronologischer Abfolge geordneten Kapiteln: "Die frühesten 'englischen' Könige von den Anfängen bis 1066"; "Die normannischen Könige (1066-1154)"; "Die ersten Könige aus dem Hause Anjou (1154-1216)"; "Heinrich III. (1216-1272)"; "Die eduardische Epoche (1272-1377)"; "Das Haus Lancaster (1377-1461)"; "Das Haus York und die Rosenkriege (1461-1485)". Das Buch beschließen eine Zeittafel, genealogische Tafeln, Karten, knappe weiterführende Literaturhinweise und ein Register.
Angel- und Verknüpfungspunkte der Kapitel sollten König und Hof sein, ansonsten aber haben die Herausgeberinnen auf eine genauere konzeptionelle Ausrichtung der Beiträge verzichtet und es den Autoren selbst überlassen, Schwerpunkte zu setzen. Diese Schwerpunkte sind zwangsläufig unterschiedlich: Patrick Wormald, zum Beispiel, der die "englischen" Könige von den Anfängen bis 1066 behandelt, räumt der Rechtsgeschichte einigen Raum ein, während Martin Aurell sich in seiner Behandlung der angevinischen Könige zwischen 1154 und 1216 ausführlich mit den chronikalischen Quellen und der Mythenbildung beschäftigt. Das sich daraus ergebende Kohärenzproblem zwischen einzelnen Kapiteln wird durch die Kompetenz der Autoren mehr als ausgeglichen. Das Buch bietet hier auf engem Raum und auf zumeist ansprechendem Niveau dem interessierten Leser vielfältige Annäherungsweisen an das gestellte Thema.
Die Entscheidung der Herausgeber, die Kenntnisse englischer und französischer Experten für wenig Geld auf Deutsch anzubieten und damit einem weiten Leserkreis zugänglich zu machen, ist sehr zu begrüßen. Schade ist nur, dass der Preis dafür streckenweise holprige, in seltenen Fällen gar sinnentstellende Übersetzungen sind, die die sonst so reizvolle, gleichsam auf verschiedenen Pferden und unterschiedlichen Pfaden zurückzulegende Reise durch das englische Mittelalter über manches sprachliche Schlagloch führt. Bei einer Neuauflage sollte dies unbedingt korrigiert werden. Dann könnten auch ein paar Zahlendreher berichtigt werden, und man könnte erwägen, die missverständliche Bezeichnung "größte Ausdehnung des englischen Besitzes in Frankreich" durch den angemesseneren Titel "größte Ausdehnung des angevinischen Reichs auf dem Festland" in der die Verhältnisse des 12. und 13. Jahrhunderts beschreibenden Karte 2 zu ändern.
Insgesamt ist dieser Band ein gelungener Versuch, deutschsprachigen Studierenden und interessierten Wissenschaftlern einen ersten Einstieg in die spannende und ereignisreiche Geschichte der Könige Englands im Mittelalter zu bieten.
Anmerkung:
[1] Joachim Ehlers / Heribert Müller / Bernd Schneidmüller (Hg.): Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII., 888-1498, München 1996; Bernd Schneidmüller/ Stefan Weinfurter (Hg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I., München 2003.
Jörg Peltzer