Thomas DaCosta Kaufmann: Art and Architecture in Central Europe 1550-1620. An annotated bibliography. In collaboration with Heiner Borggrefe and Thomas Fusenig (= Studien zur Kultur der Renaissance; Bd. 2), Marburg: Jonas Verlag 2003, 224 S., ISBN 978-3-89445-281-0, EUR 30,00
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Bibliografien gehören gewisslich zu den kostbarsten und nützlichsten Handreichungen zur wissenschaftlichen Arbeit überhaupt. Als "Ariadnefaden" durch das Labyrinth der Michelangelo-Literatur hat Ernst Steinmann einst seine Michelangelo-Bibliografie bezeichnet, Vergleichbares darf auch für die hier anzuzeigende Bibliografie des in Princeton lehrenden Kunsthistorikers Thomas DaCosta Kaufmann gelten. Sie widmet sich der Kunst in Zentraleuropa zwischen 1550 und 1620, wenn man so will, einem vergleichsweise vernachlässigten Gebiet der kunsthistorischen Forschung, und ist die Neuauflage eines ursprünglich 1988 publizierten Buches. Gegenüber der Erstauflage wurde der Umfang - je nach Themengebiet - um 30 bis 50 Prozent gesteigert. Die 2318 Einträge sind dabei mit knappen Inhaltsangaben versehen, die Bibliografie mithin nicht vollständig aber zumindest annotiert (und das ist angesichts der großen Zahl der Literaturhinweise keine geringe Leistung). Das Material ist nach geografischen und geopolitischen Gesichtspunkten geordnet, zunächst werden jedoch Quellen und Überblickswerke gelistet. Ob Titel fehlen, scheint nach meinem Eindruck letztlich Geschmacksfrage, Aufnahme hätten aber wohl doch beispielsweise Texte von Christian Gries, Jörg Martin Merz, Benedikt Maurer sowie die Beiträge des Kolloquiumsbandes über die Landshuter Stadtresidenz verdient - und damit sei nur auf den südlichen Bereich Zentraleuropas verwiesen. [1] Die Niederlande sind gänzlich ausgeklammert.
Die wichtigsten Werke sind jedoch genannt, und es hieße, die Qualität des Buches zu verkennen, wenn man diese überzeugende Kanonbildung nicht eigens herausstellte. Ja im Gegenteil: Kehrt man die Perspektive um und sucht nicht nach Lücken, so fühlt sich der aufmerksame Leser der Bibliografie um etliche spannende Literaturangaben reicher, wird neugierig gemacht auf neues Material und entwickelt unter Umständen gar neue Fragestellungen. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Forschungs- und Interessensgebieten des Redaktionsteams sowie des Autors. So liest sich der Band mitunter wie eine kommentierte Bibliografie zu DaCosta Kaufmanns "Court, Cloister, and City".[2]
Ein Wermutstropfen aber bleibt: Die Registrierung des Bandes nur nach Autoren ist mehr als dürftig, und dass keine elektronische Version vorliegt, unklug. So wird man beispielsweise die Einträge zu Rudolf II., die nicht unter "Rudolfine Prague" gelistet sind, nur zufällig finden. Sicherlich bedeutet jedes Buch eine Qualität an sich, aber eine überlegt systematisierte Datenbank entspricht einfach sehr viel besser den heutigen wissenschaftlichen Arbeitsgewohnheiten, nicht zuletzt was die Zugänglichkeit betrifft. Hier in der Einleitung lediglich darauf hinzuweisen, dass die Bibliografie als Buch publiziert wurde, weil man in einer Datenbank "nur das findet, was man sucht", befriedigt als Rechtfertigung kaum.
Anmerkungen:
[1] Christian Gries, Erzherzog Ferdinand von Tirol. Konturen einer Sammlerpersönlichkeit, in: Frühneuzeit-Info 4, 1993, 162-173; Jörg Martin Merz, Skulptur im öffentlichen Raum. Der Fall Augsburg um 1600, in: Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 51, 1997, 9-42; Benedikt Maurer, Die Hauschronik des Elias Holl - Autobiografie eines Renaissancearchitekten?, in: Gunter Schweikhart (Hrsg.), Autobiografie und Selbstportrait in der Renaissance, Köln 1998, 192-201; Iris Lauterbach u.a. (Hgg.), Die Landshuter Stadtresidenz. Architektur und Ausstattung, München 1998.
[2] Thomas DaCosta Kaufmann, Höfe, Klöster und Städte. Kunst und Kultur in Mitteleuropa 1450-1800, Köln 1997 (zuerst engl. 1995).
Alexander Markschies