Rezension über:

Edward Badeen: Sunnitische Theologie in osmanischer Zeit (= Istanbuler Texte und Studien; Bd. 16), Würzburg: Ergon 2008, 352 S., ISBN 978-3-89913-612-8, EUR 58,00
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Rezension von:
Tonia Schüller
Bonn
Redaktionelle Betreuung:
Stephan Conermann
Empfohlene Zitierweise:
Tonia Schüller: Rezension von: Edward Badeen: Sunnitische Theologie in osmanischer Zeit, Würzburg: Ergon 2008, in: sehepunkte 9 (2009), Nr. 6 [15.06.2009], URL: https://www.sehepunkte.de
/2009/06/16257.html


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Forum:
Diese Rezension ist Teil des Forums "Islamische Welten" in Ausgabe 9 (2009), Nr. 6

Edward Badeen: Sunnitische Theologie in osmanischer Zeit

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Mit seinem Werk zur sunnitischen Theologie unter den Osmanen beabsichtigt der Islamwissenschaftler Edward Badeen, der Forschung neue arabische Handschriften zugänglich zu machen. Dabei thematisiert er zugleich das Verhältnis von aš'aritischer und mātūridischer Theologie und öffnet so den Blick auf einen bisher vernachlässigten Gegenstand, nämlich die Bewertung von theologischer Lehre bzw. die Entstehung akzeptierter Theologie. Diese Idee geht auf die in der Forschung herrschende Meinung ein, dass im sunnitischen Islam der Osmanenzeit zwei nahezu identische kalām-Schulen existierten. Badeen möchte mit seinem Werk bisher unbekannte Materialien erschließen, um die Differenzen zwischen beiden Richtungen zu verdeutlichen. Zu diesem Zweck hat er fünf bisher unedierte Handschriften ediert, die diese Problematik thematisieren: zwei allgemeine Texte von Kamālpāšāzāde und Naw'ī, zwei Texte mit einem konkreten theologischen Problem von Isbirī und Nābulusī sowie ein Glaubensbekenntnis von āgḥiṣārī. Als Ergänzung liefert Badeen zudem eine neue kritische Edition zweier Abhandlungen aus der Feder der beiden Theologen Subkī und Abū 'Uḏba.

Das Werk von Badeen ist zweigeteilt: auf einen deutschen Teil von 97 Seiten folgt ein arabischen Part von 242 Seiten, in dem die edierten Quellen mit ausführlichem Index präsentiert werden. In dem deutschen Abschnitt präsentiert der Verfasser zunächst die den Editionen zugrundeliegenden Handschriften. Im zweiten Unterkapitel stellt der Autor dann die Autoren der kalām-Texte mit ihrer Biografie, ihrem Gesamtwerk und dem in der Arbeit edierten Werk vor. Hierbei geht es ihm vor allem darum, die Bedeutung der jeweiligen Schrift herauszustellen. So stellt Badeen beispielsweise fest, das die Nūniyya von Subkī mit dem Ziel entstand, der Bezichtigung von Unglauben hinsichtlich des aš'aritischen und māturīdischen kalām entgegenzuwirken.

Badeen fasst in diesem Sinne die Textinhalte und wesentlichen Thesen der Autoren zusammen und präsentiert jeweils in einem Fazit ihre Kernthesen. Auch stellt er heraus, welche Beweggründe zum Entstehen der Texte führten. In einem weiteren Unterkapitel vergleicht Badeen dann die Werke, um ihr gemeinsames Ziel herauszustellen, nämlich die Formulierung sunnitischer Theologie. Zu diesem Zweck hat er eine umfassende Übersichtstabelle erstellt, in der er Subkīs Argumente als Basis einer gemeinsamen Grundhaltung wählt, denen er dann vergleichbare Äußerungen der anderen Autoren zuordnet, um so Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu verdeutlichen.

In dem abschließenden Kapitel stellt Badeen den Wunsch sunnitischer Theologen nach Toleranz und Harmonie unter den sunnitischen Rechtsschulen in den Vordergrund. Er kommt zu dem Schluss, dass der Gesamttenor aller von ihm bearbeiteten Quellen hinsichtlich herrschender Differenzen lautet, dass diese im Detail zulässig sind, ohne gleich zu Abspaltungen innerhalb de Sunna zu führen.

Die Arbeit von Badeen ist ein wichtiges Werk, um einem breiten Kreis von Forschern bisher unzugängliche Texte an die Hand zu geben. Durch die ausführlichen Indizes sowohl zum deutschen als auch zum arabischen Teil und die gut verständliche Einführung in die Viten der Autoren und in die historischen Hintergründe der Entstehung der jeweiligen Texte gibt er zudem einem breiteren Publikum die Möglichkeit, einen ersten Einblick in diese Thematik zu gewinnen. Trotz der Spezifizität des Themas gelingt es Badeen insgesamt, verständlich zu schreiben.

Tonia Schüller